Was ist eure Meinung: AC oder DC?
Mein Kumpel Jonas denkt bei AC/DC immer noch an seine Lieblingsband. Ich habe jetzt schon so lange im Bereich Elektromobilität gearbeitet, dass ich sofort an Normalladesäulen (AC-Laden) und Schnellladesäulen (DC-Laden) denken muss.
Agora Verkehrswende empfiehlt Schnellladesäulen
Das können die E-Auto-Fahrer unter euch bestimmt nachvollziehen, oder? Neulich hat mich meine Kollegin Kerstin auf eine Veröffentlichung der Agora Verkehrswende aufmerksam gemacht. Dort empfehlen die Autoren der Regierung, die Förderung öffentlicher Ladeinfrastruktur auf Schnellladesäulen zu konzentrieren, und zwar an Orten des täglichen Lebens, wie Supermärkte, Baumärkte, Kinos, Einkaufszentren. Kerstin war da ganz anderer Meinung. Deshalb habe ich sie und meinem Kollegen Felix, der ebenfalls ein E-Auto fährt, um ihre Meinungen gebeten. Und die war ziemlich gegensätzlich:
Contra von Kerstin
Wer meinen Blog liest, weiß, dass ich zuhause keine Lademöglichkeit habe und aus dem Homeoffice heraus kann ich auch nicht bei den Stadtwerken laden. Ich bin also stark auf die öffentliche Ladeinfrastruktur angewiesen und das klappt ganz gut. Dabei lade ich in der Regel nicht wohnortnah, sondern an „Orten des täglichen Lebens“.
Also genau da, wo Agora Energiewende Schnellladesäulen empfiehlt. Meiner Meinung nach sitzen sie da einem gängigen Trugschluss auf. Immer wieder werde ich von Passanten gefragt, wie lange ich den aufladen müsste, um das Auto voll zu kriegen. Sie sind dann erstaunt, dass ich das (außer bei Reisen, wo ich selbstverständlich Schnellladesäulen an der Autobahn aufsuche) noch nie gemacht habe.
Denn ich lade immer dann, wenn ich gerade eh irgendwohin muss oder sich die Gelegenheit zum Laden vor Ort ergibt. Klar, dass ich dann genau zu dem Supermarkt oder Einkaufszentrum oder zu der Sportstätte fahre, wo es eine Ladesäule gibt. Es sei denn mein Akku ist sowieso voll. Jetzt weiß ich nicht, wie Felix das macht, aber ich bin garantiert länger als 30 Minuten in einem Kino oder Einkaufszentrum. Ich bin auch etwa eine bis anderthalb Stunden beim Sport. Und das ist genau die Zeit, die ich zum Laden an der Normalladesäule brauche: In einer Stunde lade ich an der Normalladesäule 20% auf und kann bequem weiterfahren.
Mal angenommen, ich würde mein Auto stattdessen an eine Schnellladesäule stellen. Dann würde der Akku in 30 Minuten von 20% auf 80% aufgeladen. (Das ist die empfohlene Aufladeroutine an einer Schnellladesäule.) Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, dann ist mein Akku aber selten genau bei 20%, sondern eher irgendwo zwischen 30% oder 60%. Ich bräuchte also etwa 10 bis 25 Minuten an der Schnellladesäule, um das Auto bis 80% aufzuladen. Dann müsste ich die Ladung von fern per App stoppen. Den Rest des Kinofilms würde ich dann die Ladesäule blockieren und unter Umständen auch noch Blockiergebühr bezahlen.
Überhaupt: Die Kosten pro kWh sind an einer Schnellladesäule für mich viel höher als an einer Normalladesäule. Außerdem lade ich lieber an Normalladesäulen, weil der Akku durch langsames Laden geschont wird. Das ist auch der Grund, warum ich die 80% Ladestand möglichst nicht überschreite: Denn vollladen – oder auch leerfahren – lieber Felix, hat so ein Akku auch nicht gern!
Pro von Felix
Schnellladesäulen sind einfach superkomfortabel! Ich lade üblicherweise zuhause an der Wallbox oder bei den Stadtwerken an der Ladesäule. Genau wie Kerstin bin ich aber derzeit viel im Homeoffice und damit selten in Solingen. Mit meinem Dienstwagen kann ich alle Ladesäulen kostenfrei nutzen. Deshalb fahre ich gerne an die Schnellladesäulen, die ich an den Autobahnen oder beim Baumarkt finde.
Da stehe ich maximal 30 Minuten und fahre dann weiter. In der Zwischenzeit guck ich mal schnell im Baumarkt welche Bohrmaschinen es so gibt. Übrigens: Ich kann meine Ladeapp so einstellen, dass sie den Ladeprozess abbricht, wenn der Akku bis 80% geladen wird. Ich achte nämlich auch darauf, den Akku zu schonen. Aber wenn ich mal bis 100% auflade, ist das auch kein Beinbruch. Ich fahre meinen Akku auch gerne fast leer. Dann nutze ich meine volle Reichweite und ein Besuch an der Schnellladesäule lohnt sich so richtig – und ich kann meine Bohrmaschine in Ruhe aussuchen! Allerdings frage ich mich wirklich, wieso Kerstin im Supermarkt eine Stunde braucht …? Auf langen Strecken sind Schnellladesäulen übrigens unerlässlich. Vor ein paar Wochen bin ich z. B. nach Leipzig zu einem Freund gefahren und habe dreimal kurz für 15 Minuten aufgeladen. Jeweils nur kurz Beine vertreten, Kaffee geholt und weiter gings. Einfach toll!
Warum setzt Agora Verkehrswende auf Schnellladesäulen?
Neben dem Komfort für E-Mobilisten haben die Autoren von Agora Verkehrswende noch ganz andere Argumente: Für sie ist auch die Auslastung der Ladesäulen von Relevanz: Schnellladesäulen werden eben auch schnell wieder für das nächste E-Auto frei. Es können also mit einer Ladesäule viel mehr Kunden und Kundinnen bedient werden. Dadurch seien auch die Nutzungskonflikte zwischen den Autofahrern geringer. Das von Kerstin angeführte Argument, dass häufiges Schnellladen die Batterie schädigen könnte, wird von den Autoren in Anbetracht tendenziell zunehmenden Batteriekapazitäten, die schnelles Laden besser vertragen würden als künftig nicht mehr relevant eingestuft. Agora Verkehrswende sieht allerdings ein Problem: Im öffentlichen Raum, wo Parkplätze oft knapp seien, würden die Ladestationen möglicherweise als Parkraum missbraucht. Es bestünde also die Gefahr, dass dadurch die Auslastung der Schnellladesäulen reduziert würde.
Was ist eure Meinung: Sollte es an Orten des täglichen Lebens eher AC- oder DC-Laden geben??? Schreibt uns gerne in die Kommentare.