Was passiert, bis eine neue Ladesäule steht?
Wir berichten zwar immer von unseren neuen Ladesäulen, haben aber noch nie beschrieben, was an Arbeit dafür eigentlich nötig ist. Mein Kollege Petar Deskovic von den Netzen Solingen hat mal alle Schritte zusammengefasst. Für den „Techy“ unter euch!
Ladesäule unter Blätterdach – eher nicht!
Als aller erstes benötigt man einen geeigneten Standort für eine neue Ladesäule. Hört sich trivial an – ist es aber nicht! Denn da kommen einige Anforderungen zusammen: Gut besucht sollte der Standort sein; ein Ort, wo sich Menschen länger aufhalten; es muss ein Parkplatz im öffentlichen Raum sein und es darf keinen Baum in der Nähe geben. Hä, wieso keinen Baum? Wäre doch schön, wenn die Ladesäule im Sommer schön im Schatten läge und bei Regen könnte ein Baum auch Schutz liefern … Das Problem liegt unter der Erde: Etwa so groß, wie die Krone des Baumes verteilen sich im Erdreich die Wurzeln. Und die dürfen nicht beschädigt werden. Glaubt es oder nicht: Tatsächlich sind viele unserer Standortideen in Solingen am Baumbestand gescheitert.
Netzplaner suchen Strom und Fremdleitungen
Wenn man dann einen schicken Standort gefunden hat, gehen unsere Netzplaner ans Werk: Sie müssen schauen, ob an dem Standort überhaupt ausreichend Strom verfügbar ist. Eine Ladestation mit zweimal 22 kW entspricht mit ihrem Verbrauch ca. sechs Wohnungen. Oder für die Hipster unter euch: Mit einer Ladesäule könnte man über 2.000 I-Phones laden. Da ist also ganz schön viel Anschlusskapazität nötig. Die muss irgendwo in der Nähe zu finden sein. Im nächsten Schritt schaut unsere Netzplanung, was sonst noch so im Boden liegt: z. B. Gas- und Wasserrohre oder Leitungen von der Telekom oder den technischen Betrieben Solingen. Zu denen muss ein Mindestabstand eingehalten werden. Und überbauen – also etwa quer eine Leitung drüberführen – geht auch nicht.
Genehmigungen, Genehmigungen und Genehmigungen
O.k. wir haben jetzt einen schönen Standort mit ausreichend Anschlusskapazität und Mindestabstand zu anderen Leitungen. Dann geht der Auftrag in die technische Planung: Die Kollegen tragen die Planung in die Karten ein und legen diese Karten zur Prüfung bei der Stadt und der Telekom vor. Wenn die Genehmigungen zum Bau der neuen Ladesäule da sind, braucht es erstmal – genau: weitere Genehmigungen. Nämlich die verkehrsrechtlichen Genehmigungen der Stadt. Schließlich soll der Bau kein Verkehrschaos nach sich ziehen. Sind alle diese Hürden beseitigt, sucht man einen Tiefbauer, den man mit den Erdarbeiten betraut, und stimmt einen Bautermin ab.
Stromarbeiten unter Spannung
Sobald der Tiefbau einen 80 cm tiefen Graben zum nächsten Stromkabel gezogen hat, wird es technisch anspruchsvoll: Das Anschlusskabel wird am Stromkabel „angemufft“. Das heißt, die Kollegen um Julian Pickard schneiden das unter Spannung stehende Stromkabel an und setzen ein Verbindungsstück – also quasi eine Abzweigung – ein. Das macht man unter Spannung, damit die Anwohner in der Zeit alle weiter ihre Handys laden oder die Sportschau sehen können. Schließlich wollen wir es uns mit euch nicht verderben 😉
„Der Porsche unter den Ladesäulen“
Während die Kollegen unter Hochspannung arbeiten, hat der Tiefbau ein Loch für das Fundament der Ladesäule ausgehoben. Wir nutzen dafür Fertigfundamente, die schon mit einem Kabelkanal für den Anschluss der Ladesäule an die Stromleitung ausgestattet sind. Jedes Fundament wiegt 340 kg. Mit einem kleinen Krahn wird das Fundament im Erdreich platziert. Anschließend hebt der Krahn die 130 kg schwere Ladesäule auf das Fundament, damit das gute Stück sicher verschraubt werden kann. Glücklicherweise verbauen wir den Porsche unter den Ladesäulen. Die sind so stabil, dass sie auch Unfällen überstehen. Vor über einem Jahr hat ein PKW die Probe aufs Exempel gemacht und ist auf eine unserer Ladesäulen aufgefahren. Wir haben die anschließend zwar aus Sicherheitsgründen ausgetauscht, aber die Ladesäule erhält gerade von unseren Azubis ein zweites Leben: Sie nutzen die Ladesäule für ihre Tests.
Allerletzte Schritte für eine neue Ladesäule
Wenn alles montiert ist, verbinden die Kollegen das Zuleitungskabel mit der neuen Ladesäule und testen anschließend ihre Funktion.


Erst wenn alles zur Zufriedenheit funktioniert schüttet der Tiefbau alle Gräben wieder zu. Kollege Alexander Sondern vom Team Elektro- und Kommunikationstechnik bindet die neue Ladesäule dann kommunikativ ins Abrechnungssystem ein und konfiguriert das Lademangement, das dafür sorgt, dass mit der jeweils maximal verfügbaren Leistung geladen werden kann. Und im allerletzten Schritt erfasst Christian Olbrisch die neue Ladesäule im TankE-System, damit ihr in der App sehen könnt, ob die Ladesäule gerade frei ist.
Eurer Petar
Ladesäulen in Solingen
Informationen zu Ladesäulen in Solingen der Stadtwerke Solingen: Anfahrt (Standorte) und Ablauf des Ladevorgangs mittels App sowie Preise.