Was sagt mir eigentlich die Wasserhärte?
Eines der Themen, die auf unserer Internetseite am häufigsten gesucht werden, ist die Wasserhärte. Ich habe mich dazu mit Martina Chudek vom Eigenbetrieb Wasserversorgung Solingen unterhalten. Sie ist dort zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.
Kerstin Griese: Es heißt immer, das Solinger Wasser sei besonders weich. Was bedeutet das eigentlich?
Martina Chudek: Weiches Wasser hat nur indirekt etwas mit einem flauschig weichen Badetuch zu tun. Und andersherum ist Wasserhärte nicht das, was man bei einem Bauchplatscher im Schwimmbad zu spüren bekommt. Der Begriff Härte beschreibt den Kalkgehalt im Trinkwasser, der sich in Omas Wasserkochtopf als harter Rückstand absetzt. Tatsächlich werden Badetücher weicher, wenn sie mit weichem Wasser gewaschen werden, weil sich kein Kalk darin absetzt.
Griese: Was muss denn beim Waschen bezüglich der Härte beachtet werden?
Chudek: Das Waschmittel enthält sogenannte Zeolite, die den Kalk aus dem Wasser binden, damit die Wäsche aber auch die Waschmaschine nicht verkalken. Es gibt dazu sogar ein Gesetz, das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz (WRMG), welches die Angabe der Wasserhärte regelt. Damit die Verbraucher die richtige Waschmittelmenge bei der gegebenen Wasserhärte dosieren können, muss der Wasserversorger über die Wasserhärte informieren. Es gibt im Wasch- und Reinigungsmittelgesetz drei Härtebereiche: weich, mittel und hart. Weiches Wasser benötigt wenig Waschmittel und schont somit den Geldbeutel und die Umwelt. Die Dosierung pro Härtebereich ist auf den Waschpulververpackungen zu finden.
Griese: Wenn man eine neue Spülmaschine geliefert bekommt, muss die Maschine doch auch auf die Wasserhärte eingestellt werden? Können Sie erklären, welcher Wert eingestellt werden muss?
Chudek: In Solingen wird weiches Talsperrenwasser mit einem geringen Kalkgehalt geliefert, trotzdem müssen Sie die Spülmaschine gegen Verkalkung schützen. In der Bedienungsanleitung der Spülmaschine finden Sie – abhängig vom Härtegrad – passende Vorgaben. Dabei ist der Härtegrad entweder in Grad deutsche Härte [°d/°dH] oder Millimol pro Liter Calciumcarbonat [mmol/l CaCO3] angegeben. Die Werte für das Solinger Trinkwasser liegen bei ca. 5 – 6 °dH bzw. 0,9 – 1,0 mmol/l Calciumcarbonat.
„Die Wasserhärte beträgt für das Solinger Trinkwasser ca. 5 – 6 °dH bzw. 0,9 – 1,0 mmol/l Calciumcarbonat.“ (M. Chudek, Eigenbetrieb Wasserversorung Solingen)
Die Werte im Stadtteil Landwehr sind andere. Das liegt daran, dass der Bereich westlich der Bahnlinie von Landwehr bis zur Tränke von den Stadtwerken Langenfeld mit Trinkwasser mittlerer Härte versorgt wird. Hier muss eine Einstellung gewählt werden die für 11 °dH bzw. 2,0 mmol/l Calciumcarbonat geeignet ist.
Im Ohligser Westen, das ist der Bereich westlich der Bahnlinie Köln-Wuppertal, wird das weiche Talsperrenwasser mit Trinkwasser mittlerer Härte gemischt. Grund dafür ist die Einspeisung einer geringen Trinkwassermenge aus der Notversorgungsleitung ins Ohligser Netz, in der Nähe des städtischen Verwaltungsgebäudes an der Bonner Straße. Erforderlich ist dies damit die Leitung hygienisch einwandfrei bleibt, um im Bedarfsfall Solingen von dort zu versorgen. Dieses Trinkwasser, ein Grundwasser aus dem Wasserwerk Baumberg in Hilden, hat ebenfalls eine mittlere Härte. Hier empfehlen wir ebenfalls die Einstellung für 11 °dH bzw. 2,0 mmol/l Calciumcarbonat, da im Ohligser Westen alle möglichen Mischungsverhältnisse auftreten können.
Griese: Wo kommt die Wasserhärte überhaupt her und wieso wird das Wasser nicht gleich ganz weich geliefert?
Chudek: Regenwasser, der Ursprung all unserer Trinkwässer, hat zunächst überhaupt keine Härte. Erst bei der Versickerung in den Untergrund löst es Kalk und andere Mineralien, so dass jedes Grundwasser eine gewisse Härte hat. Talsperrenwasser passiert nur in geringem Umfang das Erdreich und enthält daher zunächst sehr wenig Kalk. Dieses weiche Wasser würde aber im Versorgungsnetz oder in der Hausinstallation Korrosionen erzeugen. Im Wasserwerk muss es daher durch Kalkfiltration auf eine Mindesthärte eingestellt werden. Der Wasserchemiker spricht vom Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht, in dem sich das Wasser befinden soll.
Griese: Das Solinger Trinkwasser ist also bei der Lieferung nicht mehr korrosiv?
Chudek: Nein, ist es überhaupt nicht! Dafür sorgen die Experten im Wasserwerk Glüder. Deshalb können nahezu alle Werkstoffe – auch das kostengünstige Kupfer – eingesetzt werden. Letztlich ist eine Hausinstallation in Solingen locker 50 Jahre ohne Korrosionsschäden zu betreiben, wohingegen in Städten mit hartem Wasser schon nach zwanzig Jahren die Rohre angegriffen sein können.
Griese: Viele Verbraucher klagen über Rückstände im Wasserkocher, woher kommen die?
Chudek: Es ist derselbe Effekt, wie in Omas Wasserkessel. Wenn Wasser erhitzt wird, wird die Härte als Kesselstein abgeschieden. Auch bei weichem Wasser, es dauert halt nur viel länger als wenn hartes Wasser erwärmt wird. Der Vorteil von weichem Wasser ist, dass die Warmwassergeräte viel seltener entkalkt werden müssen. Außerdem braucht ein verkalkter Heizstab viel länger, um das Wasser zu erwärmen. Weiches Wasser spart somit auch Stromkosten.
Griese: Das Thema Wasserhärte ist doch komplexer als man zunächst erwartet, gibt es noch mehr Aspekte?
Chudek: Ja, Ästhetik und Ernährungsphysiologie wurden noch nicht angesprochen.
Wer auf eine einwandfreie Optik seines Badezimmers oder auf den appetitlichen Eindruck der Küchenspüle Wert legt, wird weiches Wasser schätzen, da es zu wenigen Kalkablagerungen kommt. Kalkablagerungerungen sind bei hartem Wasser oftmals auch unschön braun oder blau-grün eingefärbt und beherbergen einen ganzen Zoo an Mikroorganismen, weshalb sie ständig beseitigt werden sollten.
In puncto Ernährungsphysiologie ist weiches Wasser jedoch nicht besser als hartes Wasser. Will man seinem Körper Mineralien zuführen, ist hartes Wasser besser geeignet. Mineralien erhält man aber ohnehin besser über calcium- und magnesiumhaltige Lebensmittel, wie Milchprodukte, dunkelgrüne Gemüse und einige Nussarten. Das Wichtigste am Wasser für den Körper ist das reine H2O. Der Körper besteht zu 65 Prozent daraus und braucht es für fast alle Stoffwechselvorgänge. Täglich sollte man dem Körper etwa zwei Liter über Trinkwasser zuführen.
Griese: Vielen Dank für die guten Informationen. Wenn Leser trotzdem noch Fragen haben: Wo gibt es Antworten?
Chudek: Es gibt eine Reihe von Informationen über das Trinkwasser auf unserer Homepage. Wenn Sie ganz spezielle Fragen haben oder Ihr Trinkwasser untersuchen lassen wollen, dann stehen Ihnen die Ansprechpartner des Labors der Stadtwerke Solingen unter 0212/295-1600 zur Verfügung. Das Labor der Stadtwerke Solingen untersucht das Trinkwasser in Solingen im Auftrag des Eigenbetriebs Wasserversorgung Solingen.
Autor: Kerstin Griese
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