Analyse Wasserlabor Stadtwerke Solingen

Wasser­labor prüft Wasserzähler

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Die Firma Ernst Heitland GmbH und Co. KG in Solingen stellt Wasser­zähler her. Um zu verhindern, dass durch Wasser­zähler gefähr­liche Mikro­or­ga­nismen ins Trink­wasser gelangen können, müssen diese durch ein unabhän­giges akkre­di­tiertes Labor überprüft werden – das macht z. B. unser Wasserlabor.

Warum müssen Wasser­zähler überprüft werden?

Ende 2014 fand die Hamburger Gesund­heits­be­hörde die poten­ziell krank­ma­chenden Bakterien Pseudo­monas aeruginosa (PA) in einer Kinder­ta­ges­stätte nahe Hamburg. Wie sich heraus­stellte, war ein neu einge­bauter Trink­was­ser­zähler die Ursache. Pseudo­monas aeruginosa kann insbe­sondere für Kinder und immun­schwache Menschen gefährlich werden. Als Reaktion darauf wurde der Einbau neuer Trink­was­ser­zähler nur erlaubt, wenn durch Unter­su­chungen nachge­wiesen werden konnte, dass die Zähler mikro­bio­lo­gisch einwandfrei sind.

Der Deutsche Verein des Gas- und Wasser­faches e.V. (DVGW) empfiehlt, dass ein Prozent bzw. mindestens zehn Zähler je Lieferlos überprüft werden sollen. Auch die Firma Ernst Heitland musste ab dem Zeitpunkt ein unabhän­giges und für PA-Unter­su­chungen akkre­di­tiertes Labor finden, um seine Wasser­zähler auf Mikro­or­ga­nismen überprüfen zu lassen. Das Wasser­labor der Stadt­werke Solingen hat die Geneh­migung zur Prüfung auf PA und zum Umgang mit Krank­heits­er­regern, so dass sich schnell eine lokale Lösung finden ließ.

Prüfung mit steri­li­siertem Solinger Trinkwasser

Die Prüfung der Wasser­zähler auf PA erfolgt nach den Vorgaben des DVGW (0,2 MB, PDF). Die Wasser­zähler werden von Heitland nach der Produktion auf beiden Seiten mit Kappen verschlossen und kommen so ins Wasser­labor der Stadt­werke Solingen.

Zur Prüfung muss zunächst frisches Solinger Trink­wasser autokla­viert, d. h. steri­li­siert, werden. So wird absolut ausge­schlossen, dass Mikro­or­ga­nismen nachge­wiesen werden, die sich nicht im Wasser­zähler, sondern im Prüfwasser befinden. PA befindet sich natürlich nicht im Solinger Trink­wasser ?. Dazu wird Wasser in einer Art Schnell­kochtopf unter Druck auf 120 Grad Celsius erhitzt. Durch den Druck bleibt es dabei flüssig.

Eine der Verschluss­kappen des Wasser­zählers wird anschließend aufge­dreht und es werden etwa 180 Milli­liter autokla­viertes Wasser hinein­ge­schüttet, so dass der Wasser­zähler zu etwa 5/6 mit Wasser gefüllt ist. Anschließend wird die Kappe wieder verschlossen und der Zähler für etwa 15 Sekunden geschüttelt, damit mögliche Mikro­or­ga­nismen in jedem Fall mobili­siert werden würden.

Einfüllen Wasser Wasserzähler
Das autokla­vierte Wasser wird in den Wasser­zähler geschüttet.

Ab in den Brutschrank

Anschließend wird die Kappe wieder abgedreht und das Wasser auf eine Absaug­leiste mit Trichter geschüttet.

Absaugleiste Wasserlabor Stadtwerke Solingen
Auf so eine Absaug­leiste wird das Wasser draufgeschüttet

Auf dem Trichter befindet sich ein Filter mit einer Poren­größe von etwa 0,45 Mikro­meter. Da Bakterien mindestens ein Mikro­meter groß sind, bleiben diese auf dem Filter zurück. Das Filter wird mit einer steri­li­sierten Pinzette auf einen Nährboden gelegt.

Filter auf Membran
Das Filter auf dem Nährboden

Dieser kommt dann für 48 Stunden bei 36 Grad Celsius in einen Brutschrank. Diese Tempe­ratur ist nötig, da human­pa­thogene Keime Körper­tem­pe­ratur am liebsten mögen. Nach 48 Stunden würden sich im Fall einer Konta­mi­nation aus einem einzelnen Bakterium ganze Kolonien bilden, die dann mit dem bloßen Auge sichtbar sind. Im Falle von PA wären diese charak­te­ris­tisch grün verfärbt und fluores­zierten unter UV-Licht. Würde ein gefähr­licher Keim nachge­wiesen, müsste die Firma Heitland die komplette Charge Wasser­zähler neu desinfizieren.

Bei Großwas­ser­zählern werden die Probe­ent­nahmen bei Heitland in der Fabrik vor Ort gemacht, da der Transport der Zähler aufgrund der Größe und des Gewichts sehr aufwändig wäre. Pro Zähler werden in diesem Fall ein bis zwei Liter Probe­wasser in sterile Flaschen abgefüllt und ins Labor gebracht. Das Vorgehen ist danach wie bei den kleinen Zählern.

Was wird noch getestet?

Die Firma Heitland produ­ziert nicht nur Wasser­zähler, sondern ist auch Träger der staatlich anerkannten Prüfstelle für Wasser­zähler. Deshalb lässt sie außerdem durch unser Labor einen monat­lichen Test des Wassers durch­führen, das für die Prüfung der Wasser­zähler auf den Prüfständen verwendet wird.

Wasserzähler Prüfstand
Auf solchen Prüfständen werden die Wasser­zähler geprüft (geeicht)

Die Wasser­probe wird dabei an verschie­denen Punkten der Prüfanlage entnommen. Ein Zwischentank dient als Puffer nach Einspeisung des Wassers aus dem öffent­lichen Rohrnetz. Das Wasser wird auf die Kolonie­zahlen bei 20 und 36 Grad Celsius, auf E.coli, Coliforme Bakterien und Pseudo­monas aeruginosa (PA) unter­sucht. Außerdem werden noch weitere weniger wichtige Parameter überprüft.

Zusätzlich wird auf Kunden­wunsch die Beprobung von Haus- und Großwas­ser­zählern aller Bauarten vorge­nommen. Hier werden eventuelle Verun­rei­ni­gungen der Wasser­zähler, die durch den Produk­ti­ons­prozess (von der Einzel­teil­montage bis zur hydrau­li­schen Prüfung) entstehen könnten, festge­stellt. Dabei wird auch das Restwasser, das bauart­be­dingt nach der hydrau­li­schen Prüfung der Wasser­zähler in den Zählern verbleibt, auf Pseudo­monas aeruginosa (PA) unter­sucht. Weitere Parameter wie E.coli oder Kupfer und andere können auf Kunden­wunsch ebenso durch­ge­führt werden. Pro Jahr gehen insgesamt ca. 2.000 bis 3.000 Bepro­bungs­auf­träge von Heitland an das Wasser­labor der Stadt­werke Solingen.

Firma Ernst Heitland

Die Firma Ernst Heitland GmbH & Co. KG ist ein Famili­en­un­ter­nehmen, das 1921 in Solingen gegründet wurde. 70 Mitar­beiter stellen dort Wasser­zähler, Wärme­zähler und Stand­rohre, Gaszähler und Regler her und prüfen diese. Heitland kann mittels modernster Prüftechnik bis zu eine Millionen Wasser­zähler und bis zu 200.000 Gaszähler pro Jahr produ­zieren und prüfen.

Autor: Virginia Wettekamp

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