Wasserlecksuche Solingen

Wasser­leck­suche

Unser Autor:

Nach dem Wasser­rohr­bruch an der Oststraße haben uns Rückfragen erreicht, wie man eigentlich Leckagen findet. Ich habe dazu mit Peter Adams gesprochen. Er ist Abtei­lungs­leiter Gasan­lagen bei den Netzen Solingen.

Wasser­leck­suche gestern …

Was ich gelernt habe: Die Wasser­leck­suche ist ein ständiger Prozess. Auch das am besten gewartete Netz hat kleine Leckagen. Um Leckagen zu finden, gibt es heute einen effizi­enten Ablauf. 

Früher war die Wasser­leck­suche viel aufwän­diger. Peter Adams: „Als ich vor gut 15 Jahren den ersten Kontakt mit dem Thema Wasser­leck­suche hatte, hat man regel­mäßig die Straßen­kappen der Wasser­ar­ma­turen (Anm. der Redaktion: Das sind diese ovalen oder runden Metall­ab­de­ckungen im Straßen­belag. In Solingen sind das mehr als 76.000 Stück.) geöffnet und mit einem Hochrohr nach auffäl­ligen Geräu­schen gefahndet. Außerdem hat man die Zuflüsse in einzelne Bereiche abgeschiebert und dann den Wasser­zu­fluss über den Wasser­mess­wagen umgeleitet, um so das Wasser­vo­lumen zu messen. War dies höher als erwartet, suchte man nach einem Leck in der Rohrleitung.“ Beide Maßnahmen wurden nachts durch­ge­führt, damit es möglichst wenig Verkehr und Wasser­ver­brauch in dieser Zeit gab, denn laute Neben­ge­räusche stören das „Hören“ der Leckstelle. Der nächt­liche Einsatz der Kollegen führte jedoch zu erheb­lichen Überstunden.

… und heute

Heute müssen die Kollegen i. d. R. ihre Nächte nicht mehr auf Solingens Straßen verbringen. Dafür sorgen sechs Haupt­druck­zonen, in die das Solinger Wassernetz einge­teilt ist, z. B. rund um die Krahenhöhe. Die Daten dieser Druck­zonen werden in Echtzeit an die Leitstelle der Netze Solingen übermittelt. Für die Zeit zwischen 2.00 und 4.00 Uhr nachts, wenn der Wasser­ver­brauch am geringsten ist, liegen definierte Grenz­werte vor, wieviel Wasser üblicher­weise benötigt wird. Überschreiten die Messungen diese Standard­werte mehrere Tage lang, sucht man vor Ort nach dem Grund. Peter Adams: „Wir warten die Messwerte von einigen Tagen ab, weil es ja auch andere Gründe für einen gestie­genen Wasser­umsatz geben kann, wie z. B. die nächt­liche Produk­ti­ons­aus­weitung einer nahe gelegenen Firma.“

Wo ist das Leck?

Gibt es auffällige Messdaten, setzen die Kollegen so genannte Funklogger in die Hydran­ten­kappen ein. Das sind intel­li­gente Mikro­phone, die mögliche Leckagen über Geräusche erkennen und entspre­chende Warnmel­dungen abgeben. Peter Adams: „Das muss man sich ein bisschen so vorstellen, wie im Western, wo die Indianer oder Cowboys an den Eisen­bahn­schienen gehorcht haben, ob der Zug kommt.“ Die Logger werden gesetzt und ein paar Tage später ausgelesen.

Christian Gohrke von den Netzen Solingen setzt einen Funklogger

Meldet ein Logger eine mögliche Leckage in der Umgebung des Hydranten, nutzen die Kollegen so genannte Korre­la­toren, um die konkrete Stelle ausfindig zu machen. Dafür setzt man diese Korre­la­toren auf zwei benach­barte Hydranten. Diese werten die Schall­wellen, die von einem Wasser­rohrleck ausgehen, aus. Über die unter­schied­liche Laufzeit, die diese Schall­wellen zu den beiden Hydranten benötigen, kann die Störstelle identi­fi­ziert werden.

Auswertung der Korre­la­toren im Messwagen

Trotz aller Technik – am Ende zählt die Erfahrung

Wenn ihr aber – so wie ich im Interview – meint, dass damit der Prozess abgeschlossen ist, irrt ihr. Der letzte Schritt ist immer noch manuell. Peter Adams: „Die örtlichen Gegeben­heiten, etwa Kanäle, abgehende Hausan­schlüsse können die Messungen verzerren. Keiner möchte, dass wir vor seiner Haustür ein Loch graben und dann feststellen, dass die Störstelle ganz woanders ist. Deshalb gehen zuletzt erfah­rende Kollegen mit einem Boden­mi­krophon die angezeigte Störstelle ab. Sie können ganz genau sagen, wo das Leck zu finden ist.“ Und erst dann wird dort der Boden geöffnet und das Rohr repariert.

Gehör mit ganz viel Erfahrung: Domenico Di Miceli, Netze Solingen

Und wie war das in der Oststraße?

Peter Adams: „Auf die beschriebene Art und Weise suchen wir Leckagen, die sonst niemandem auffallen würden, da sie keine oberfläch­lichen Schäden erzeugen. Bei einem Schaden wie in der Oststraße, ist so eine aufwändige Suche aber gar nicht nötig. Dort hat uns die Feuerwehr infor­miert, dass Wasser aus der Straße austritt. Der Schaden war also offensichtlich.“

Bei kleineren oberfläch­lichen Wasser­aus­tritten kann es aber schon mal nötig sein, mit dem Boden­mi­krophon zu arbeiten. Etwa, wenn das Wasser aus dem Leck zufällig in ein Leerrohr fließt und dann bergab an einer ganz anderen Stelle zu Tage tritt. Auch dann kommen die Kollegen mit dem guten Gehör und der großen Erfahrung bei der Wasser­leck­suche zum Einsatz.

Autor: Kerstin Griese

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