Fünf wichtige Fakten zum Wasserstoff
Er ist flexibel einsetzbar, gut zu transportieren und kann klimaneutral hergestellt werden: Wasserstoff gilt als entscheidender Baustein im klimaneutralen Energiemix der Zukunft. Damit unsere Energieversorgung unabhängiger und klimafreundlicher wird.
Fünf Fakten zum Wasserstoff
1. Wasserstoff ist das häufigste chemische Element
Wusstet ihr, dass Wasserstoff das häufigste chemische Element im Universum ist? Es wurde 1766 vom englischen Chemiker und Physiker Henry Candish entdeckt. Wasserstoff, chemisch H2, wird u. a. seit rund 100 Jahren als Rohstoff in der Chemieindustrie eingesetzt. In der jüngsten Vergangenheit spielt er insbesondere als sauberer und gut zu transportierender Energieträger eine wichtige Rolle – vor allem vor dem Hintergrund der national und weltweit angestrebten Energiewende.
2. Jetzt wird´s bunt: die vier Wasserstofftypen
Zwar ist Wasserstoff auf der Erde fast unbegrenzt vorhanden, kommt aber hauptsächlich gebunden in chemischen Verbindungen vor, z. B. in Säuren, Wasser, Kohlenwasserstoffen. Um Wasserstoff vielseitig nutzen zu können, muss er dagegen gasförmig sein und aus den bestehenden Verbindungen herausgelöst werden. Um das zu erreichen, werden in der Regel vier verschiedene Verfahrensweisen genutzt:
- „Grüner“ Wasserstoff entsteht durch einen chemischen Prozess, der sog. Elektrolyse. Dazu wird Wasser mit Hilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Bei diesem Vorgang werden keine Treibhausgasemissionen freigesetzt. Der zur Elektrolyse benötigte Strom stammt aus erneuerbaren Energien. Das bedeutet, dass „grüner“ Wasserstoff frei von Kohlenstoffdioxid (CO2) ist.
- Durch die Aufspaltung des Treibhausgases Methan bei einer Temperatur von über 750 Grad Celsius wird „türkiser“ Wasserstoff erzeugt. Bei diesem Verfahren, der Methanpyrolyse, fällt fester Kohlenstoff als Abfallprodukt an. Der Kohlenstoff enthält gebundenes CO2. Werden bei dieser Herstellungsweise erneuerbare Energien genutzt und bindet man das im Kohlenstoff enthaltene CO2 dauerhaft, ist diese Form der Wasserstoffproduktion CO2-neutral.
- „Grauer“ Wasserstoff ist die umweltschädlichste Form von gasförmigem Wasserstoff. Er entsteht, wenn fossile Brennstoffe – hauptsächlich Erdgas, Kohle oder Öl – genutzt und diese unter großer Hitzeentwicklung in CO2 und Wasserstoff zerlegt werden. Währenddessen gelangt das CO2 in die Atmosphäre.
- „Blauer“ Wasserstoff ist im Grunde genommen „grauer“ Wasserstoff, aber mit einem entscheidenden Unterschied: Während des Herstellungsprozesses wird das entstandene CO2 abgefangen und (unterirdisch) in einem sogenannten CCS (Carbon Capture Storage) gespeichert. So kann es nicht in die Atmosphäre gelangen. Deshalb ist diese Art der Wasserstoffproduktion CO2-neutral.
Das sind derzeit die wichtigsten Wasserstoffarten. Insgesamt gibt es neun Typen. Die habe ich euch hier zusammengestellt:

3. Multitalent Wasserstoff: sauber, speicherbar, verfügbar
Ihr fragt euch, warum ausgerechnet Wasserstoff als uralter Baustein des Lebens ein so wichtiger Baustein zum Aufbau einer nachhaltigen und neuen Energieversorgung werden soll? Weil vor allem der „grüne“ Wasserstoff viele nützliche Eigenschaften besitzt:
- Er ist CO2-neutral.
- Wasserstoff ist unendlich verfügbar, denn 90 % aller Atome im Universum bestehen aus Wasserstoff.
- Wasserstoff hat eine hohe (massebezogene) Energiedichte: Ein Kilogramm Wasserstoff enthält etwa so viel Energie wie drei Liter Benzin.
- Wasserstoff kann Energie speichern, d. h. man stellt ihn her, lagert ihn ein und kann ihn bei Bedarf wieder spalten.
- Er ist gut transportierbar (in Form von komprimiertem Gas oder tiefgekühlter Flüssigkeit).
- Wasserstoff ist nicht wassergefährdend, kann deshalb als sauberer Energieträger auch in Trinkwasserschutzgebieten zum Einsatz kommen.
4. Wasserstoff ist vielfältig nutzbar
CO2-neutraler Wasserstoff lässt sich auf viele verschiedene Arten nutzen, z. B. …
- bei der besonders energieintensiven Stahlproduktion soll Wasserstoff zukünftig die Kohle ersetzen. Auch bestimmte Prozesse in der Chemieindustrie können nur mit „grünem“ Wasserstoff klimaschonend gestaltet werden
- sollen Gaskraftwerke auf lange Sicht mit klimaneutralen Gasen wie Wasserstoff betrieben werden. So sollen konventionelle Gaskraftwerke nach dem Willen der Bundesregierung zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit nur noch so gebaut werden, dass sie eines Tages auf klimaneutrale Gase wie Wasserstoff umgestellt werden können.
- dort, wo der Einsatz von Elektro-Antrieben nicht sinnvoll oder unmöglich ist. Hier kann Wasserstoff eine Lösung für klimaschonenden Verkehr darstellen. Entweder direkt als Energiequelle oder in Form von so genannten E-Fuels. Die wiederum aus Wasserstoff, angereichert mit CO2, erzeugt werden. Beide können dazu dienen, LKWs, Schiffe oder Flugzeuge anzutreiben. Wasserstoffzüge etwa haben das Potenzial, Dieselzüge im Regionalverkehr zu ersetzen und so die CO2-Emissionen auf der Schiene zu minimieren.
- kann Wasserstoff als Heizstoff dem Erdgas beigemischt werden. Schon heute dürfen 10 % Wasserstoff im Erdgasnetz enthalten sein. Aktuelle Tests halten sogar 20 % für möglich, ohne dass Heizungsanlagen umgebaut werden müssten. Erste Wasserstoff-Ready-Heizungen werden derzeit entwickelt. Sie könnten dann bis zu 100 % Wasserstoff verarbeiten.
5. Wasserstoff: Energie der Zukunft
„Grüner Wasserstoff ist das Erdöl von morgen“, so steht es auf der Homepage des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Schon im Juni 2020 hat die Bundesregierung eine sog. Nationale Wasserstoffstrategie beschlossen, um auf dieser Basis den CO2-Ausstoß in der Industrie, dem Verkehrs- und Energiebereich zu senken. Wasserstoff soll die Bahn frei machen für das große Ziel der Europäischen Union, Klimaneutralität in 2050 zu erreichen. Denn dazu wird eine völlige Abkehr von fossilen Brenn- und Kraftstoffen nötig. Gleichzeitig soll die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft gefördert und neue Märkte erschlossen werden, denn „grüner“ Wasserstoff wird aktuell hauptsächlich im Ausland in wind- und sonnenreichen Ländern produziert und dann via Pipeline und Schiffen u. a. nach Deutschland exportiert. Noch steht in Deutschland dafür viel zu wenig Öko-Strom zur Verfügung. Das Ziel der Nationalen Wasserstoffstrategie ist es, Deutschland zu einem globalen Vorreiter bei „grünem“ Wasserstoff zu machen und die Export-Abhängigkeit zu verringern.
So, und ganz zum Schluss, muss ich leider noch Wasser in den Wein kippen: Denn der Nachteil von Wasserstoff ist, dass er sehr viel Strom bei der Produktion verbraucht. Deshalb sollte – wo immer möglich – der Strom direkt und nicht über den Umweg über Wasserstoff eingesetzt werden.
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