MENSCHEN Martin Bender, bei den Stadtwerken Solingen, also der Versorgung und den Verkehrsbetrieben, sowie den Netzen Solingen haben einzelne Berufsgruppen ja immer wieder mit Unfällen oder Schadensereignissen unterschiedlichen Ausmaßes, zum Teil auch mit Personenschäden, zu tun. Sie werden mit zum Teil furchtbaren Bildern und Eindrücken konfrontiert, weil sie neben Polizei und Feuerwehr oft als Erste am Einsatzort sind. Wie bereiten Sie als Arbeitgeber aus Ihrer Fürsorgepflicht heraus die Kolleg*innen auf solche möglichen Situationen vor? Martin Bender: Wir haben unterschiedliche Berufsgruppen in unserer Unternehmensgruppe mit sehr unterschiedlichen Be- troffenheiten von möglichen Schadensereignissen, aber auch insgesamt konfrontativen Situationen. Für Mitarbeitende mit regelmäßigem Kundenkontakt beispielsweise bieten wir regel- mäßige Deeskalationstrainings an. Natürlich kommen in erster Linie Menschen zu uns in die Kundencenter, die ein Problem ha- ben. Die Situationen sind dann oft emotional aufgeladen. Daher schulen wir unsere Mitarbeitenden darin, auf die Bedürfnisse der Kund*innen einzugehen, zuzuhören und lösungsorientiert zu arbeiten. Mitarbeitende mit Rufbereitschaft in ihrem Tätig- keitsfeld werden fachlich wie persönlich auf mögliche Szenarien vorbereitet. Niemand wird „ins kalte Wasser“ geworfen, eine Einarbeitung findet begleitet durch erfahrene und dafür geschul- te Mitarbeiter*innen „on the Job“ statt, denn nur reine Theorie wäre realitätsfern. Für plötzlich einsetzende Krisenereignisse haben wir ein Krisenteam aus besonders erfahrenen Mitarbei- tenden gebildet, die situationsspezifisch hinzugerufen werden können. Zudem prüfen wir regelmäßig, welche Bedarfe sich darüber hinaus in unserem dynamischen Arbeitsumfeld zeigen und entwickeln dann maßgeschneiderte Konzepte, um die Mit- arbeitenden bestmöglich zu unterstützen. Wenn es dann zu solchen Ereignissen kommt, wie betreuen und begleiten Sie die entsprechenden Mitarbeiter*innen bei der Verarbeitung des Erlebten? Martin Bender: Für eine schnelle Unterstützung haben wir unse- ren externen Partner EAP Assist, der sowohl eine psychologische als auch eine gesundheitliche Beratung anbietet und bei Bedarf auch bei einer schnellen Vermittlung von Facharztterminen behilflich sein kann. Dies gilt für alle möglichen Situationen, die sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld unserer Mit- arbeitenden eintreten können. Bei traumatischen Erlebnissen, zum Beispiel Unfällen mit Personenschaden oder Arbeitsunfäl- len, haben wir als Arbeitgeber eigene ausgebildete Coaches, die ad hoc als Gesprächspartner hinzugezogen werden können, um über das Erlebte zu sprechen. Die Coaches unterstützen dann auch bei der Einschätzung, ob es sinnvoll ist, weitere professio- nelle Hilfe hinzuzuziehen. Uns ist es wichtig, dass keiner unserer Mitarbeitenden mit traumatischen Erlebnissen alleine ist und sich selbst Hilfe suchen muss. Da nehmen wir unsere Verant- 12 wortung als Arbeitgeber sehr ernst. In diesem Jahr haben wir als Unternehmen und viele unserer Mitarbeiter*innen den furcht- baren Anschlag am Fronhof in unterschiedlichen Rollen erlebt. Selbstverständlich haben wir da alles an Unterstützung ange- boten, was notwendig, sinnvoll und vor allem gewünscht war. Auf solche Ereignisse kann man Mitarbeitende auch eher nicht präventiv vorbereiten. Aber dann unbürokratisch und unkom- pliziert alles möglich zu machen, was den Mitarbeitenden hilft, diese Erlebnisse zu verarbeiten, das ist unsere Verantwortung als Personalabteilung, aus dem Arbeits- und Gesundheitsschutz heraus und als Arbeitgeber. Im Laufe eines Berufslebens können unterschiedlichste Grün- de dazu führen, dass die eigene Leistungsfähigkeit kurzzeitig oder auch längerfristig aufgrund physischer oder psychischer Belastung beeinträchtigt ist. Welche Angebote bieten Sie als Arbeitgeber an, um den Kolleg*innen ein Arbeitsum- feld zu ermöglichen, dass sie ihrer Tätigkeit auch weiterhin bestmöglich nachgehen und ihre Arbeitsleistung erbringen können? Martin Bender: Im Rahmen der Prävention haben wir ein sehr gut und breit aufgestelltes Gesundheitsmanagement. Im Rah- men von Analysen der Arbeitsplätze kennen wir die besonderen Herausforderungen der einzelnen Berufsgruppen bei uns. An- gebote wie „Rücken-Fit“, „Resilienz“ und „Zeitmanagement“ sind nur drei Beispiele für präventive Angebote, die Mitarbeitende sich selbst oder in Rücksprache mit ihrer jeweiligen Führungs- kraft buchen können. Die Arbeitsplätze in unserer Unterneh- mensgruppe verfügen alle über eine ergonomische Ausstattung und technische Hilfsmittel, um die körperliche Leistungsfähigkeit zu erhalten. Manch einer belächelt, dass eine Fachkraft zu neuen Mitarbeitenden an den Arbeitsplatz kommt, um den Bürostuhl optimal individuell einzustellen, aber viele merken nach kurzer Zeit schon, dass der optimal auf den Einzelnen eingestellte Bürostuhl einen großen Effekt hat. Sollte es doch einmal – aus welchem Grund auch immer - zu einer Beeinträchtigung und zu einem krankheitsbedingten längeren Ausfall kommen, erörtern wir im Rahmen des Betrieblichen Eingliederungsmanagement ganz individuell Lösungs- und Verbesserungsmöglichkeiten, um den Mitarbeitenden individuell dabei zu unterstützen, wieder in das Arbeitsleben zurückzukehren. Im Einzelfall kann auch die Versetzung auf einen so genannten leidensgerechten Arbeits- platz eine Option sein. Auch hier kann das Angebot von EAP Assist unterstützend genutzt werden. Aber selbstverständlich stehen auch die Kolleg*innen der Personalabteilung und der Ab- teilung „Arbeitssicherheit, Gesundheit und Umweltschutz“ dar- über hinaus jederzeit für individuelle Beratungen zur Verfügung. Unsere Jobprofile in der Unternehmensgruppe der Stadtwerke Solingen sind so vielfältig, dass es mindestens genauso vielfältige Unterstützungsangebote braucht, um Mitarbeitenden nicht nur optimale Arbeitsbedingungen am Arbeitsplatz bieten zu können. Und da sind wir meines Erachtens sehr gut aufgestellt.