Spannende Sache: Sechs Tipps für die Stromversorgung im Garten
Beleuchtung, Gartengeräte, E-Grill haben eine Gemeinsamkeit: Sie brauchen Strom. Doch bei der Verlegung von Stromkabeln und Steckdosen im Garten oder auf der Terrasse gibt es Einiges zu beachten. Denn: So wie auf dem Titelbild geht es nicht!
Strom im Garten – worauf es ankommt
So sieht ein typischer Sommernachmittag am Wochenende in meinem Garten aus: Während ich mit unserem Elektro-Rasenmäher das Grün kürze, laden parallel schon zwei Akkus für den Kantenschneider an einer Außensteckdose, der strombetriebener Springbrunnen plätschert leise vor sich hin und meine Frau backt auf unserer Veranda Waffeln für den Nachmittagskaffee. Ohne Stromquellen im Außenbereich wäre das alles undenkbar. Und wenn ihr ein größeres Grundstück besitzt, möchtet ihr vielleicht sogar einen Gartenteich (mit Teichpumpe) oder einen beheizbaren Außenpool betreiben.
Ihr seht, Outdoor-Energiequellen werden eigentlich immer benötigt. Denn ein schöner Garten oder eine Terrasse wollen schließlich genutzt werden. Deshalb macht es Sinn, wenn ihr bei eurem Neubau-Haus oder der Neuanlage eures Gartens die Elektroinstallation gleich von Anfang an mit plant. Schließlich wollte ihr später euren schönen Rasen nicht wieder aufbuddeln, um darin Kabel zu verlegen. Außerdem ist für gute und gleichzeitig sichere Außeninstallation Einiges zu berücksichtigen.
Profi-Tipps zur Stromversorgung im Garten
Profi-Tipp 1: Auf die Schutzart achten
Auch, wenn Feuchtraum eher nach Dampfbad klingt: Für Elektriker wie mich gilt der Garten als Feuchtraum. Deshalb ist es zwingend notwendig, dass alle Komponenten der Elektroinstallation – vom Kabel bis zur Außensteckdose – vor Nässe und Spitzwasser geschützt und für den Gebrauch im Außenbereich zugelassen sind. Eindringendes Wasser schadet nämlich nicht nur der jeweiligen Gartenleuchte oder Teichpumpe. Durch seine natürliche Leitfähigkeit für Elektrizität kann es auch für Stromschläge oder gefährliche Kurzschlüsse mit Brandgefahr sorgen.
Ob Leuchten, Geräte und Installationsmaterialien für den Einsatz im Freien geeignet sind, könnt ihr an der IP-Schutzart erkennen. Das Kürzel IP steht für „International Protection“. Zwei aufeinanderfolgende Ziffern beschreiben den Schutz gegen Fremdkörper und Berührung und den Grad des Schutzes gegen Eindringen von Wasser. Komponenten für eure Elektroinstallation im Freien müssen deshalb mindestens die Schutzart IP44 besitzen. Unabhängig davon solltet ihr immer versuchen, oberirdische Kabel, Steckdosen etc. möglichst wassergeschützt anzubringen, z. B. unter dem Vordach eures Gartenhauses oder im Carport.
Profi-Tipp 2: Ober- oder unterirdisch? Erdkabel sind immer die richtige Wahl
Häufig stelle ich fest, dass für oberirdische Outdoor-Verkabelungen die typischen grauen Stromleitungen verwendet werden. Das ist leider keine gute Idee, denn: Die grauen Leitungen sind nicht UV-beständig und beginnen nach einiger Zeit zu zerbröseln. Deshalb solltet ihr für die komplette Außeninstallation – egal ob ober- oder unterirdisch – die schwarzen Erdkabel verwenden. Ihnen kann das Sonnenlicht nur wenig anhaben und sie sind insgesamt robuster. Übrigens: Wenn ihr die Kabel unterirdisch verlegt, z. B. für den Anschluss einer Teichpumpe oder Gartenleuchte, achtet auf mindestens 60-80 cm Verlegetiefe und eine Sandschicht unter eurem Kabel. Außerdem gibt es im Handel spezielle Kabelschutzrohre, die die Kabel vor Feuchtigkeit, Druck und Reibung zusätzlich schützen. Diese Schutzrohre ermöglichen auch, kaputte Kabel bei Bedarf schnell auszutauschen oder zusätzliche Kabel einzuziehen.
Profi-Tipp 3: Mit Deckel und Berührungsschutz: Die richtige Außen-Steckdose
Auch bei Outdoor-geeigneten Steckdosen möchte ich euch dringend ans Herz legen, spritzwassergeschützte Exemplare mit einem Klappdeckel zu kaufen. Genauso wichtig: Möglichst Steckdosen mit erhöhtem Berührungsschutz wählen – euer Nachwuchs und/oder Haustiere werden es euch danken … Grundsätzlich müsst ihr eure Außensteckdosen immer so installieren, dass sie von innen schaltbar sind. Das verhindert, dass der Strom in falsche Hände gerät oder auf andere Weise manipuliert werden kann.
Profi-Tipp 4: Sicher ist sicher: FI-Schalter nicht vergessen
Er rettet Leben, ist aber vielen nicht bekannt: Der FI-Schutzsschalter. Das „F“ steht für Fehler und das „I“ für das Formelzeichen der elektrischen Stromstärke. Kommt es im Haus zu Fehlströmen, z. B. durch ein defektes Elektrogerät, schaltet der FI-Schalter den betroffenen Stromkreis automatisch ab. Das verhindert einen möglicherweise lebensgefährlichen Stromschlag. Logisch also, dass ein FI-Schutzschalter auch bei der Elektroinstallation im Außenbereich zwingend gesetzt werden muss. Nur so sind Steckdosen rundum gegen eindringende Feuchtigkeit wie Nebel oder Wasser vom Rasensprenger geschützt. FI-Schalter reagieren auch dann sofort, wenn ihr z. B. mit einer Heckenschere oder dem Rasenmäher versehentlich eine Stromleitung beschädigt.
Eine besonders nützliche Kombination ist die eines FI-Schutzschalters mit einem Leitungsschutzschalter (kurz: LS). Letzterer bietet zusätzlich Schutz vor Kurzschluss und Leitungsüberlastungen. FI- und LS-Schalter könnt ihr zusammen als gemeinsames Bauteil kaufen. Das nennt sich dann RCBO oder FI/LS-Schalter. Bei meinem Nachbar hat sich so ein Schalter schon bewährt: Ein Ameisennest an der Gartenleuchte hatte für einen Fehlerstrom gesorgt. Dank des FILS-Schalters schaltete sich aber nur der betroffene Stromkreis rund um die Gartenleuchte aus, so dass mein Nachbar den Fehler schnell finden und beheben konnte. Gerade bei größeren Elektroinstallationen, an denen viele Verbraucher hängen, kann so ein Fehlerstrom zu einer aufwendigen und langwierigen Fehlersuche führen. Denn ein reiner FI-Schalter schaltet im Fall der Fälle die gesamte nachfolgende Elektroinstallation ab. Die Suche nach dem Verursacher kann so zur echten Detektivarbeit werden … Und wer will die schönen Tage damit verbringen ?
Profi-Tipp 5: Energiesäule mit Steckdosen als Blickfang im Garten
Ihr habt einen Sitzplatz mitten im Garten, an dem ihr z. B. einen Elektro-Grill oder andere E-Geräte betreiben möchtet? Dann sind sog. Energiesäulen eine praktische und oft auch optisch ansprechende Lösung für die benötigte Elektroinstallationen. Solche Säulen könnt ihr überall im Garten auf festem Untergrund aufstellen und über Erdkabel an das Stromnetz eures Hauses anschließen. Sie bestehen aus einem festen Gehäuse mit integrierten Steckdosen. Das Gehäuse schützt die Steckplätze gleichzeitig vor Feuchtigkeit. In manchen Fällen sind Energiesäulen sogar mit einer Beleuchtung und/oder einem Bewegungsmelder ausgestattet.
Profi-Tipp 6: Verlegung und Wartung ist Profi-Sache
Fehler bei der Elektroinstallation können weitreichende Folgen haben. Deshalb solltet ihr das Verlegen von Stromleitungen im Garten und andere Elektroinstallationen immer den Elektronik-Profis überlassen. Und auch wenn später alles tadellos funktioniert: Grundsätzlich solltet ihr jede Außeninstallation alle vier Jahre von einem Elektriker oder einer Elektrikerin überprüfen lassen. Denn etwa 30 Prozent aller registrierten Brände sind auf Fehlfunktionen oder Defekte in elektrischen Systemen zurückzuführen.
Was ihr außerdem selbst tun könnt: Einfach alle sechs Monate den Testschalter an eurem FI-Schalter ganz kurz drücken. Dadurch wird ein Fehlerstrom simuliert und der Schutzschalter ausgelöst. Im Anschluss müsst ihr den Schutzschalter wieder einschalten. Löst euer Schutzschalter beim Test nicht aus, besteht dringender Handlungsbedarf. Der Elektrofachmann oder die Elektrofachfrau eures Vertrauens kann euch hier sicher weiterhelfen.
Ich wünsche euch einen schönen, energiereichen Sommer!