Zange verursacht Funken und Kurzschluss an Kabel

Große Aufregung um abschaltbare Lasten

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Im Januar kochte die Erregung hoch: von „Zwangs­la­de­pausen für E-Autos“ war die Rede, Wärme­pumpen und Nacht­spei­cher­hei­zungen solle „der Saft abgedreht“ werden. Bundes­wirt­schafts­mi­nister Altmaier zog daraufhin seinen umstrit­tenen Gesetz­entwurf zurück.

Exponen­tielle Wachs­tums­raten bei E-Autos

Doch was steht wirklich hinter der geplanten Reform des §14a des Energie­wirt­schafts­ge­setzes (EnWG) und wie stark würde in die Leistungen der Verbraucher einge­griffen werden? Dazu habe ich mich mit Petar Deskovic von den Netzen Solingen unter­halten. Mich haben dabei natürlich vor allem die Auswir­kungen auf E-Autos inter­es­siert. Petar zeigt mir eine Übersicht zur Entwicklung der Anmel­dungen bzw. Anfragen für Ladeein­rich­tungen in Solingen:

Anmeldungen von Ladeeinrichtungen in Solingen bis Ende 2020.
Anmel­dungen von Ladeein­rich­tungen in Solingen bis Ende 2020 (Quelle: SWS Netze Solingen GmbH)

In der Grafik sieht man, wie die Nachfrage nach Ladeein­rich­tungen in Solingen über die letzten zwei Jahre exponen­tiell ansteigt. Die Zahlen passen zu den ebenfalls steigenden Anmel­de­zahlen für E-Autos und Hybrid-Fahrzeuge in Solingen. Und Studien zufolge befinden wir uns dabei erst am Anfang einer Entwicklung, wie dieses Chart zeigt:

Entwicklung der Elektromobilitaet in Deutschland anhand von drei Szenarien
Entwicklung der Elektro­mo­bi­litaet in Deutschland anhand von drei Szenarien (Quelle: SWS Netze Solingen GmbH, erstellt auf Basis verschie­dener öffent­licher Studien)

Dort sind drei Szenarien abgebildet, wie sich die Anzahl der Elektro­fahr­zeuge in Deutschland in den nächsten Jahren entwi­ckeln könnte. Alle drei zeigen ein deutliches Wachstum im Vergleich zu 2020. Zum Vergleich: Derzeit gibt es 47,7 Mio. Fahrzeuge mit herkömm­lichem Antrieb in Deutschland.

Mehr E-Autos nur mit Netzausbau?

Als Laie könnte man erwarten, dass solche Steige­rungen einen massiven Netzausbau und ebensolche Kosten nach sich ziehen würde. Doch es gibt intel­li­gentere Lösungen! Und hier ist §14a des EnWG ein entschei­dender Baustein. Denn der Strom­bedarf der Verbraucher und damit die Auslastung des Netzes schwankt über den Tag und zwischen den Tagen erheblich. In der Nacht wird wenig Strom verbraucht, der Bedarf steigt im Laufe des Tages und hat seinen Höhepunkt zwischen 18.00 und 22.00 Uhr. Dabei verschiebt sich die Kurve auch zwischen Wochen­tagen und Wochenende.

Standardlastprofil H0 Haushalte nach VDEW
Standard­last­profil H0 Haushalte nach VDEW (Quelle: Standard­last­profil H0 (Haushalte) nach VDEW)

Gelänge es also, die Spitzenlast (in der Regel der Strom­bezug zwischen 18.00 und 22.00 Uhr) zu reduzieren oder gleich­zu­halten wäre kein massiver Netzausbau nötig. Das neue EnWG wollte deshalb regeln, dass der Netzbe­treiber künftig die Strom­lie­ferung für „steuerbare Verbraucher“ also Nacht­spei­cher­hei­zungen, Wärme­pumpen oder Wallboxen für maximal 120 Minuten am Tag um maximal 50% reduzieren dürfte. Im Gegenzug würden die Verbraucher in dieser Zeit ein reduzierte Netzent­gelte – also geringere Strom­kosten – zahlen. Verbraucher, die die Strom­re­duktion nicht wünschten, müssten sich im Gegenzug „an hierdurch verur­sachten Mehrkosten betei­ligen“. Schon heute ist in §14a geregelt, dass Netzbe­treiber und Verbraucher eine Reduktion der Leistung zu bestimmten Zeiten verein­baren können, die Novelle hätte diese Reduktion für die Verbraucher aber verpflichtend gemacht.

Autolobby fürchtet Ängste von poten­zi­ellen E-Mobilisten

Deutsch­lands oberste Autolob­by­istin, Hildegard Müller, Präsi­dentin des Verbandes der Automo­bil­in­dustrie (VDA), ist dagegen: „Wenn das kommt, wäre es sehr schlecht für alle Besitzer von E-Autos und die Unter­nehmen, die jetzt E-Autos auf den Markt bringen.“ Das geplante Gesetz gefährde die Akzeptanz von E-Autos. Im Gegensatz dazu plädiert die Chefin des Bundes­ver­bandes der Energie- und Wasser­wirt­schaft (BDEW) Kerstin Andreae für die Geset­zes­reform: „Es ist ineffi­zient, die Netze so auszu­bauen, dass auch noch in absoluten Spitzen­zeiten die letzte Kilowatt­stunde geliefert werden kann, wenn eine kleine zeitliche Verschiebung des Verbrauchs ohne Komfort­ein­bußen für die Kunden möglich ist.“ Sie hat die Sorge, dass ein massiver Netzausbau – der ohne das Gesetz nötig würde – lange dauert und dazu führt, dass weitere Ladean­schlüsse gar nicht oder sehr spät genehmigt würden. Das würde dem Absatz von E-Autos erst recht schaden und gleich­zeitig die Strom­kosten für alle Verbraucher steigen lassen.

Und wie ist eure Meinung dazu?

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    1. […] steht eine flexible Restleistung, die auf die genutzten Ladepunkte verteilt wird. Bei den Stadt­werken Solingen habe ich eine Animation gefunden, die das dynamische Lademanagement […]

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