Auto aus grünem Kabel

Mit dem E-Auto in den Urlaub: Experten-Tipps für entspannte Ferien

Unser Autor:

Eine stress­freie Fahrt in den Urlaub – geht das inzwi­schen auch mit einem E-Auto? Die Antwort lautet: ja! Ich habe erfahrene Fahre­rinnen und Fahrer nach ihren besten Tipps gefragt, mit denen euer Urlaub mit Stromer gelingt.

Beispiele zeigen: Reisen mit E-Auto machen Spaß

Stefan Kirschner steht die Freude über seinen letzten Roadtrip mit seinem E-Auto immer noch ins Gesicht geschrieben: Stolze 3.176 km haben er und ein Freund im vergan­genen Spätsommer bei einer Rundreise zurück­gelegt. Vom bayeri­schen Lichtenfels aus ging es über Prag, Budapest, der Insel Krk in Kroatien und Ljubljana zurück bis nach Lichtenfels in Kirschners vollelek­tri­schem PKW. Das habe sehr viel Spaß gemacht, berichtet der Solinger, der genauso wie Chris­tiane Gulde und Michael Weck Mitglied der Solinger Inter­es­sen­ge­mein­schaft Klingen­stromer ist. Alle Drei sind echte E-Auto-Pioniere und schon seit vielen Jahren vollelek­trisch unterwegs – im Alltag, beruflich und natürlich auch im Urlaub. Mit ihnen habe ich darüber gesprochen, worauf es bei einer stress­freien Urlaubs­reise mit dem E-Auto wirklich ankommt.

Hilfreich: Erfahrung mit dem eigenen E-Auto

Statt Pauschal­urlaub am Meer – mit klima­schäd­licher An- und Abreise im Flugzeug – entscheiden sich inzwi­schen immer mehr Menschen für andere Trans­port­mittel – z. B. den Zug oder das Auto. Wenn auch ihr in der schönsten Zeit des Jahres mit einem PKW und damit möglichst umwelt­freundlich mobil sein möchtet, solltet ihr ein E-Auto statt einem Benziner oder Diesel wählen. Das haben die Mitglieder der Klingen­stromer schon vor einigen Jahren getan, und zwar seitdem die aller­ersten E-Fahrzeuge auf Solingens Straßen rollen. 

Deshalb wollte ich von Chris­tiane, Michael und Stefan wissen, ob an den Grusel­ge­schichten von angeb­lichen Urlaubs-Horror­trips mit E-Auto eigentlich etwas dran ist. Die lese ich nämlich ab und zu noch im Internet. „Auf keinen Fall“, berichten alle drei Befragten überein­stimmend. „Heute vollelek­trisch auf Reisen zu gehen ist überhaupt nicht mehr vergleichbar mit dem Stand von vor fünf Jahren“, erzählt Stefan Kirschner. „Inzwi­schen ist die Lade-Infra­struktur in ganz Europa deutlich besser und auch die modernen E-Autos haben standard­mäßig so viel Reich­weite, dass ein Roadtrip oder Urlaub mit dem Stromer entspannt möglich ist. 2018 hätte ich mich an so einen Roadtrip durch Europa nicht heran­ge­traut, jetzt war ich stressfrei unterwegs.“ 

Auch Chris­tiane Gulde berichtet von guten Erfah­rungen mit dem Elektroauto während ihres Urlaubs in Nordspanien. Sie hat noch einen weiteren, wichtigen Hinweis parat: „Wer einen längeren Urlaub mit seinem E-Auto plant, sollte mit dem eigenen Fahrzeug am besten schon etwas Vorer­fahrung gesammelt haben, z. B. bei einem Trip übers Wochenende. Man sollte die durch­schnitt­liche Reich­weite des eigenen Autos einschätzen können – die weicht nämlich oft etwas von den Herstel­ler­an­gaben ab und ist außerdem von der Fahrweise, den Außen­tem­pe­ra­turen (besonders im Winter) und anderen Faktoren abhängig. So wird die Reich­weite z. B. auch davon beein­flusst, ob ihr mit eurem E-Auto einen Anhänger zieht oder ob ihr auf geraden oder bergigen Strecken unterwegs seid.“ Grund­sätzlich von Vorteil ist natürlich auch, wenn ihr euch mit der Handhabung und dem Laden eures E-Autos schon auskennt und nicht als „blutige Anfänger“ direkt mit dem Stromer auf eine längere Reise geht.

Bei E das A und O: Gute Planung ist nach wie vor Pflicht

Aus der Erfahrung mit meinem eigenen Stromer weiß ich: Gute Planung ist mit dem elektri­schen Fahren so untrennbar verbunden wie die Solar­anlage mit der Sonne. Das gilt für eine längere Urlaubs­fahrt erst recht. Stefan Kirschner bestätigt das: „Es liegt in der Natur der Sache, dass ich mit einem E-Auto nicht einfach fahren kann, bis ich (fast) keinen Strom mehr habe – anders als mit einem Verbrenner-Fahrzeug kann ich im Notfall keinen Strom im Kanister holen. Gerade auf Reisen fahre ich mein E-Auto nur bis max. 20 % leer, um kein Risiko einzu­gehen und im Fall eines Problems an der Ladesäule noch bis zur nächsten Lademög­lichkeit zu kommen. Doch die Lade-Möglich­keiten unterwegs sind heute deutlich besser als noch vor wenigen Jahren – bei einigen Online-Buchungs­por­talen kann man schon bei der Hotel­suche einen Filter setzen, um gezielt nach Unter­künften mit zum Teil sogar kosten­losen Lademög­lich­keiten in der Tiefgarage etc. zu suchen. Das hat bei mir z. B. in Budapest und Prag bestens geklappt.“ 

Eine gute Urlaubs­planung für die Fahrt mit dem E-Auto bedeutet auch, mit den gängigen Planungsapps wie GoingE­lectric und abetter­rou­te­planner vor Antritt der Reise eine möglichst detail­lierte Reise­route festzu­legen, bei der es genug (Schnell-)Lademöglichkeiten gibt, betont Michael Weck. „Mit den meisten Apps kann man sehr ausführlich planen, d. h. den eigenen Autotyp, die indivi­duelle Batte­rie­leistung und andere persön­liche Angaben eingeben und die anschließend ausge­wählte Reise­route dann direkt ans eigene Autonavi senden“, weiß der Klingen­stromer. „Da viele Autobahn­strecken in Europa mautpflichtig sind, solltet ihr euch am besten dazu infor­mieren, eure Route entspre­chend planen und wo möglich eine Klebe- oder Digital­vi­gnette recht­zeitig vor Reise­an­tritt besorgen, z. B. beim ADAC,“ gibt Stefan Kirschner noch zu bedenken. „In verein­zelten Fällen kann es an Mautsta­tionen bei der Erfassung des deutschen Autokenn­zei­chens mit dem „E“-Zusatz Schwie­rig­keiten geben.“ Darauf solltet ihr Rücksicht nehmen, wenn ihr die „Pickerl“ vor Reise­an­tritt online buchen möchtet, und euch entspre­chend bei den für euch relevanten Mautbe­treibern erkundigen.

Ladesäulen: In Deutschland, Benelux und Skandi­navien top, in Osteuropa eher flop

Wusstet ihr, dass entgegen der weitver­brei­teten Meinung, der Ausbau der Ladesta­tionen in Deutschland komme nicht schnell voran, hierzu­lande eines der dichtesten Ladenetze in der EU mit knapp 100.000 Ladepunkten besteht? Absoluter Spitzen­reiter ist unser Nachbarland, die Nieder­lande, und ähnlich wie bei uns gibt es auch in Skandi­navien ein sehr gut ausge­bautes Ladenetz. Schlechter ist die Situation laut ADAC im Süden und Osten Europas. „Bei meinen Urlaubs­sta­tionen in Tsche­chien und Ungarn habe ich deutlich gemerkt, dass das Laden innerhalb der Großstädte kein Problem ist“, erzählt Stefan Kirschner. „Außerhalb der Großstädte sollte man aber ganz genau den Routen­planer befragten, hier wird das Ladenetz wesentlich dünner.“ Chris­tiane Gulde kann aus Nordspanien ebenfalls nur Gutes berichten. 

Mein Fazit: Die Ladeinfra­struktur in den einzelnen Ländern ist sehr indivi­duell und eine gute Routen­planung via App beim Urlaub mit dem Stromer absolut unersetzlich. Dasselbe gilt auch fürs Bezahlen an der Ladestation: Wenn ihr mit eurem E-Auto hierzu­lande an der schönen Ostsee­küste oder im bayeri­schen Wald Urlaub macht, ist das Aufladen gar kein Problem. So könnt ihr u. a. an den rund 15.000 Ladepunkten über unsere TankE-App komfor­tabel laden.

Laden im Ausflugsort: Stefan Kirschner lädt sein E-Auto im kroati­schen Vrbnik
Beim Aufenthalt in Budapest kann Stefan Kirschner sein E-Auto kostenlos in der Tiefgarage seines Hotels laden

Bezahlen an auslän­di­scher Ladestation: Wer gut vorplant, hat gewonnen

Im Ausland sind die Bezahl­mög­lich­keiten – ähnlich wie bei der Anzahl der Ladesta­tionen – indivi­duell sehr verschieden. Michael Weck: „Ihr solltet euch vor Reise­an­tritt gut infor­mieren, welche Ladean­bieter es vor Ort im Urlaubsort und entlang der Reise­strecke gibt und euch die entspre­chenden Bezahlapps und -karten recht­zeitig besorgen.“ Nicht vergessen: Immer alle vorhan­denen Ladekabel mitführen, damit ihr die Ladege­le­gen­heiten vor Ort tatsächlich nutzen könnt. „Wichtig ist auch das Ladekabel für die Schuko­steckdose, falls es mal keine andere Gelegenheit als die „Schnarch­ladung“ geben sollte“, betont Michael Weck.

Ich wünsche euch einen schönen, entspannten Urlaub!

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