Doppelte Ernte
Wie sieht sie aus, die Energiewelt von morgen? Gemeinsam werfen wir einen Blick über den Tellerrand hinaus: In unserer Serie über innovative Energielösungen stellen wir euch interessante Ideen und spannende Konzepte vor, die für eine bessere Zukunft sorgen könnten. Diesmal geht es um Agri-Photovoltaik:
Die Erneuerbaren Energien in Deutschland auszubauen, benötigt teils viel Platz. Doch der ist in Deutschland rar – und auch Landwirte brauchen ausreichend Raum für den Anbau ihrer Produkte. Die Frage ist also: Wie bauen wir die Solarstrom-Erzeugung aus, ohne wertvolle Ackerfläche zu besetzen?
Die mögliche Lösung heißt Agri-Photovoltaik (Agri-PV). Ihr Prinzip ist einfach wie genial: Solarmodule werden mithilfe von Spezialgerüsten meist in drei bis fünf Metern Höhe über landwirtschaftlichen Flächen installiert. Während oben klimafreundlicher Strom fließt, wachsen unten Obst und Gemüse. Sprich: Landwirte können ihre Felder doppelt nutzen. Den erzeugten Strom verbrauchen sie selbst oder speisen ihn ins Netz ein, was ihnen zusätzliche Einnahmen beschert. Und es gibt noch einen Pluspunkt: Die schattenspendenden Solarpanele schützen die Pflanzen vor zu viel Sonne und Trockenheit sowie Extremwetter wie Hagel und Starkregen.
Großes Potenzial erforschen
Wie die Anlagen am effektivsten genutzt werden können, erforschen derzeit Einrichtungen wie das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE). In Zukunft könnten Landwirte die entsprechenden Teile ihrer Felder zum Beispiel gezielt bewässern. Vorrichtungen an den Solarmodulen fangen das ablaufende Regenwasser auf und geben es bei Bedarf computergesteuert an die Pflanzen ab. Auch Agri-PV-Anlagen mit einem Tracking-System, bei dem sich die Module automatisch in Richtung Sonne drehen, testet ein Forschungsteam aktuell in einer Anlage in Morschenich-Alt bei Köln.
Das Potenzial von Agri-PV ist riesig. Würden nur rund vier Prozent der deutschen Agrarflächen mit den Anlagen ausgestattet, wäre der gesamte aktuelle Strombedarf in Deutschland gedeckt, sagt das Fraunhofer ISE. Weltweit steigt die Zahl der Agri-PV-Anlagen seit Jahren rasant. 2012 lag ihre Gesamtleistung noch bei 5 Megawatt Peak (Einheit für die elektrische Nennleistung von Photovoltaikanlagen) und 2020 bereits bei 14 Gigawatt Peak. Zum Vergleich: Eine PV-Anlage auf einem Ein- oder Mehrfamilienhaus leistet üblicherweise zwischen 5 und 20 Kilowatt Peak. Gleichzeitig forschen viele Länder wie Deutschland, Japan und die USA intensiv, um die Technologie zu optimieren. Wenn ihr Potenzial voll genutzt wird, kann Agri-Photovoltaik ein bedeutender Baustein der Energiewende sein.
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