Keep rolling: Was ist wichtig beim Pedelec-Kauf?
Als E-Mobilitäts-Experte der Stadtwerke werde ich immer wieder auch gefragt, worauf es eigentlich beim Kauf eines Pedelecs ankommt. Da meine Expertise eher bei den Ladesäulen liegt, habe ich dazu mit dem Solinger Rad-Experten Willi Henkel gesprochen.
Christian Olbrisch: Hr. Henkel, mit Ihrem Unternehmen „Zweirad Henkel“ hatten Sie schon vor über drei Jahrzehnten ihre allererste Begegnung mit Fahrrädern, die über eine elektrische Motorunterstützung verfügen, richtig?
Willi Henkel: Ja, die Firma Hercules gilt als die Ur-Mutter aller E-Fahrräder und hat 1985 das erste Modell auf den Markt gebracht. Ich erinnere mich noch gut an die Hercules-Modelle, bei denen war die Motorbatterie sogar in einem Extra-Körbchen platziert, das am Fahrrad befestigt war. Fahrräder mit elektronischer Unterstützung blieben aber erst einmal ein Nischenmarkt. Vor etwa zehn Jahren entstand dann ein größerer Markt für Pedelecs und E-Bikes. Inzwischen ist die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Fast jedes dritte verkaufte Fahrrad war 2019 ein Pedelec oder E-Bike. Deshalb haben wir uns auf E-Fahrräder spezialisiert und zwar nicht nur im Verkauf sondern auch in der Reparatur und Wartung.
Christian Olbrisch: Da möchte ich Sie als erfahrenen E-Bike-Pionier doch gleich einmal um Aufklärung bitten: Sie sprachen gerade von E-Bikes und von Pedelecs – mir als E-Fahrrad-Neuling ist noch nicht klar, wie sich E-Bikes und Pedelecs eigentlich voneinander unterscheiden.
Willi Henkel: Die Begriffe bezeichnen ganz unterschiedliche Zweiräder. Zwar liest und hört man immer wieder von E-Bikes, aber das sind Fahrzeuge, die per Drehgriff oder Schaltknopf mit einer Geschwindigkeit von bis zu 45 km/h fahren können, auch ohne dass der Fahrer gleichzeitig in die Pedale tritt – also eigentlich mehr Mofa als Fahrrad. Der Großteil unserer Kundinnen und Kunden interessiert sich aber gar nicht für E-Bikes, sondern für ein Fahrrad mit elektrischer Motorunterstützung. Die heißen E-Fahrräder oder Pedelecs, kurz für PEDalELEtricCycle. Pedelecs machen rund 90 Prozent des Marktes für Elektrofahrräder in Deutschland aus. Pedelecs haben eine elektrische Tretkraftunterstützung bis 25 km/h. Es gibt aber auch noch die schnellen, sogenannten S-Pedelecs, bei denen bis maximal 45 km/h elektrisch unterstützt wird. Diese zählen nicht mehr zu den Fahrrädern, sondern schon zu den Kraftfahrzeugen. Als Fahrer oder Fahrerin benötigt man dafür einen Führerschein mit mindestens Klasse AM und ein Versicherungskennzeichen.
Christian Olbrisch: Alles klar. Wenn also ein Kunde zu Ihnen kommt und ein Pedelec kaufen möchte, was raten Sie dem? Es gibt ja ganz unterschiedliche Varianten und Ausstattungen.
Willi Henkel: Natürlich, die gibt es. Deshalb geht nichts über eine ausführliche Probefahrt. Aber bevor ich konkrete Modelle vorstelle, frage ich: Was haben Sie eigentlich mit dem Fahrrad vor? Denn es macht einen großen Unterschied, ob ich damit nur ab und zu zum Brötchenholen oder Langstrecken fahren möchte, ob ich auf bergigem Gelände wie hier in unserer Klingenstadt unterwegs bin oder nur am flachen Niederrhein.
Christian Olbrisch: Wie sieht es denn mit der Motorisierung eines Pedelecs aus? Ich habe gelesen, dass in Pedelecs je nach Typ entweder ein Frontrieb, ein Heck- oder ein Mittelmotor verbaut ist.
Willi Henkel: Richtig. Jeder Motor hat so seine Vor- und Nachteile. Welchen man für sich persönlich auswählen sollte, hängt auch wieder davon ab, was ich mit dem Pedelec vorhabe. Ein Mittelmotor bietet in der Regel den größten Komfort, denn da stört der Motor beim Fahren am wenigsten.
Christian Olbrisch: Und was ist beim Akku zu beachten? Kauft man Pedelec und Akku eigentlich wie bei einigen E-Autos separat oder gibt es zum Pedelec gleich den Akku mit dazu?
Willi Henkel: Beim Pedelec kauft man beides zusammen. Der Akku ist in Kombination mit dem Motor und dem Einsatzgebiet des Pedelecs für die Reichweite verantwortlich. Die Akkuleistung wird in Ampere- oder Wattstunden angegeben. Aus meiner Sicht ist die Akkureichweite beim Pedelec aber nicht ganz so wichtig, denn wenn man sein Ladegerät unterwegs mitnimmt, kann man sein Rad überall wieder aufladen.
Christian Olbrisch: … zum Beispiel auch bei den Stadtwerken Solingen: Neben unseren Ladesäulen für E-Autos findet sich jeweils eine Laterne, an der man sein E-Fahrrad anschließen kann ;-). Wieviel Geld sollte man denn für ein gutes Pedelec ungefähr ausgeben?
Willi Henkel: Ein gutes Mittelklasse-Pedelec kostet rund 2.500 Euro, denn Qualität hat wie immer seinen Preis. Natürlich gibt es für Pedelecs noch diverse weitere Features wie ein Navigationssystem, ein Anti-Blockiersystem (ABS) uvm., was aber für ein solides Standard-Pedelec nicht unbedingt erforderlich ist.
Christian Olbrisch: Die Stadtwerke gewähren übrigens beim Kauf eines E-Bikes oder Pedelecs im Rahmen des Förderprogramms Klingen Plus: Elektromobilität einen Förderbonus in Höhe von 100 Euro.
Willi Henkel: Das ist gut zu wissen!
Weiterführende Informationen
Mehr Informationen zum Thema Elektromobilität bei den Stadtwerken Solingen und zum Förderprogramm Klingen Plus:
Elektromobilität bei den Stadtwerken
Förderprogramm Klingen Plus: Elektromobilität