Tag der Schokolade: Glück zum Anbeißen?
Schokolade macht happy – auch mich. Das gilt aber leider nur für die wenigsten Bäuerinnen und Bauern in den Kakao-Anbaugebieten weltweit. Weshalb es so wichtig ist, auf Bio-Schokolade aus fairem Handel zu setzen, lest ihr hier.
Mein Favorit: Bitterschokolade
Eins ist sicher: Ich bin ein Zartbitter-Typ. Einer Tafel dunkler Schoki kann ich nicht widerstehen – warum auch? Sie versüßt mir so manchen Arbeitstag und abgesehen davon wird Bitterschokolade immer wieder als die „gesündeste“ Variante unter den Schokoladensorten genannt. Der Grund dafür ist der, dass Bitterschokolade im Vergleich zur Vollmilchschokolade einen höheren Kakaoanteil hat. Und der enthält sog. Flavanole, die die Blutgefäße elastischer machen und leicht blutdrucksenkend wirken. Ein Grund mehr also, dass ich mir heute, am „internationalen Tag der Schokolade“, eine ganze Tafel gönnen werde. Auf eine Sache lege ich allerdings großen Wert: Es muss eine Bio- Schokolade aus fairem Handel sein.
Von Glück keine Spur: Armut und Umweltzerstörung beim Kakaobohnen-Anbau
Wusstet ihr, dass Kakao als wichtigster Inhaltsstoff von Schokolade auf eine lange Geschichte der Ausbeutung von Mensch und Umwelt zurückblickt? Die Kakaobauernfamilien in Westafrika, Ecuador, Kamerun und Indonesien sind von einem existenzsichernden Einkommen weit entfernt. Sie leben unter der von der Weltbank definierten Armutsgrenze und vor allem im Hauptanbaugebiet Westafrika ist ausbeuterische Kinderarbeit weit verbreitet. Für den Plantagenanbau werden Urwälder gerodet und viele Kakaobäume sind wegen ihrer Überalterung anfällig für Krankheiten und Schädlinge. Damit nimmt ihre Produktivität ab. Immer mehr junge Menschen wandern aus den ländlichen Anbaugebieten in die Slums der Großstädte ab, weil sie im Kakaoanbau keine Zukunft mehr sehen. Und in der globalen Wertschöpfungskette kommt es zu einer immer stärkeren Konzentration. Die Folge: Die Bauernfamilien können den Preis für ihre Kakaoernte kaum noch verhandeln, und obendrein gilt der Weltmarktpreis für Rohkakao als besonders schwankungsanfällig.
Fairer Handel macht den Unterschied
Wenn ihr die Situation von Kakaobäuerinnen und -bauern verbessern möchtet, heißt das nicht, dass ihr jetzt keine Schokolade mehr essen dürft (schreckliche Vorstellung!). Doch ihr solltet wenn möglich ein klein wenig tiefer in die Tasche greifen und fair gehandelter Schokolade kaufen. Etablierte, weltweit aktive Organisationen, die sich den fairen Handel auf die Fahne geschrieben haben, sind u. a. Fairtrade und Rainforest Alliance:
- Die Kakaobohnen aus Fairtrade-Anbau stammen von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern aus Kooperativen. Durch diesen Zusammenschluss wird ihre Verhandlungsposition deutlich verbessert: Die Bäuerinnen und Bauern können auf diese Weise größere Mengen des Rohstoffs anbieten und werden so bedeutende Handelspartner für die Schokoladenproduzenten. Im Gegensatz zu Fairtrade unterstützt die Rainforest Alliance auch Großplantagen vor Ort.
- Fairtrade ist das einzige Zertifizierungssystem, das Rohstoffproduzentinnen und -produzenten einen vom Weltmarkt unabhängigen Mindestpreis für ihre Produkte zahlt. Dieser deckt die Kosten einer nachhaltigen Produktion und gibt den Kooperativen Planungssicherheit. Rainforest Alliance gewährt den Farmern keine Mindestpreise, doch die Produzentenpreise liegen in der Regel höher als im konventionellen Anbau.
- In Westafrika ist die Situation der Kakaoproduzenten besonders schwierig: Viele Anbauflächen sind zu klein. Damit ist die Produktivität zu gering. Außerdem sind die Weltmarktpreise für Kakao sehr niedrig, und aufgrund einer geringen Nachfrage verkaufen Kooperativen dort oft nur einen kleinen Teil ihrer Ernten zu Fairtrade-Bedingungen. Das bedeutet: Selbst Fairtrade-Produzentinnen bekommen oft kein existenzsicherndes Einkommen. Fairtrade hat deshalb Referenzpreise für existenzsichernde Einkommen in der Elfenbeinküste und Ghana berechnet. Gemeinsam mit engagierten Unternehmen wurden erste Einkommensprojekte begonnen.
- Ein bedeutender Punkt des Fairtrade-Standards ist die Gleichbehandlung aller Geschlechter. Die Organisation unternimmt viele Dinge, um Frauen in Leitungspositionen zu bringen. Generell sollen die Arbeitschancen von Frauen – und auch von Männern – u. a. durch Weiterbildungsprogramme in den Bereichen Finanzen, Verhandlung und Entscheidungsfindung gestärkt werden.
- Das Hauptaugenmerk der Rainforest Alliance ist der Einsatz für den Erhalt tropischer Regenwälder und ihrer Artenvielfalt. Der Sustainable Agriculture Standard (SAS) ist Grundlage für das Siegel der Rainforest Alliance Certified TM. Dieser sieht vor, Entwaldung und Zerstörung von Ökosystemen als Lebensraum zahlreicher Arten zu stoppen.
Ist ihren Preis wert: Schokolade aus fairem Handel
Seid ihr auch schon auf fair gehandelte Schokolade umgestiegen? Nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie werden in Deutschland pro Jahr 9,2 kg Schokoladenwaren pro Kopf gegessen, doch der Marktanteil von Fairtrade-Kakao liegt bisher nur bei ca. 16 % Prozent. Das ist zwar ein Anfang, aber viel zu wenig. Wenn ihr wissen möchtet, welche Schokosorten es aus Fairtrade- und Rainforest Alliance-Handel gibt, dann nutzt den Fairtrade– und den RA-Produktfinder. Hier könnt ihr auch noch weitere Lebensmittel aus fairem Handel entdecken.
In diesem Sinne wünsche ich Euch einen leckeren und nachhaltig-fairen Tag der Schokolade!