Aufs Dach gestiegen: Was macht eigentlich ein Schornsteinfeger?
Einmal anfassen, bitte! Schornsteinfeger sind überall herzlich willkommen. Doch was machen sie eigentlich sonst noch, außer Glück bringen? Darüber habe ich mit Bezirksschornsteinfeger Rolf Stelter gesprochen.
Griese: Hr. Stelter, nervt es oder freut es Sie, wenn Menschen Sie im Vorbeigehen einfach mal schnell anfassen wollen?
Stelter: Das kommt bei mir mehrmals am Tag vor und ich bekomme jedes Mal gute Laune, wenn Menschen sich über meine Anwesenheit freuen.
Griese: Woher stammt eigentlich der Glaube, dass Schornsteinfeger Glück bringen?
Stelter: In früheren Zeiten, in denen Häuser hauptsächlich aus Holz gebaut waren (so wie auch die schönen Fachwerkhäuser in meinem Bezirk um Gräfrath herum), führte ein Brand schnell zur Katastrophe. Auch Gräfrath ist mal halb abgebrannt. Doch Schornsteinfeger waren schon im Mittelalter als Handwerksgesellen unterwegs, um Schornsteine zu reinigen. So konnte gekocht und geheizt werden und außerdem verringerten sie mit ihrer Arbeit die Gefahr von Schornsteinbränden. Für die Menschen brachte der Schornsteinfeger also Sicherheit und damit Glück ins Haus. Das hat sich bis heute erhalten.
Griese: Ihr Beruf hat also eine lange Tradition. Aber ein Schornsteinfeger wie Sie hat – soweit ich das weiß – doch noch deutlich mehr Aufgaben als die Schornsteinreinigung, oder?
Stelter: Ja, unsere Hauptaufgabe besteht aus der Überprüfung von Heizungs-, Abgas- und Lüftungsanlagen auf ihre Betriebs- und Brandsicherheit. Durch regelmäßige Kontrollen sorgt der Schornsteinfeger dafür, dass diese Anlagen sauber sind, einwandfrei und damit gefahrlos funktionieren. Außerdem reinigen wir natürlich die Schornsteine, um sie von Ruß und anderen Ablagerungen zu befreien. Eine meiner wichtigsten Kernkompetenzen besteht außerdem in der baurechtlichen Abnahme von Feuerungsanlagen. Das sind Anlagen zur Wärmeerzeugung wie zum Beispiel Feuerstätten, Wärmepumpen oder Blockheizkraftwerke. Als vor ein paar Jahren die sog. Rauchmelderpflicht eingeführt wurde, entwickelte sich auch das zu einem Aufgabengebiet für uns Schornsteinfeger. So übernehmen wir bei Bedarf die gesetzlich vorgeschriebene Montage und die jährliche Überprüfung von Rauchmeldern.
Griese: Stichwort Energiesparen und Energieeffizienz: Auch da kommen Sie als Schornsteinfeger in Spiel, richtig?
Stelter: Genau. Rund 90 Prozent aller Schornsteinfeger stellen für ihre Kunden die gesetzlich geforderten Energieausweise aus und beraten natürlich auch energetisch.
Griese: In puncto energiesparendem Verhalten und energieeffizientem Heizen haben Sie als Bezirksschornsteinfeger doch bestimmt schon so Einiges gesehen. Was machen viele Kunden falsch? Was sind die wichtigsten Ratschläge, die Sie geben können?
Stelter: Die regelmäßige Wartung der Heizungsanlage wird gerne mal „geschlabbert“. Das sehe ich dann an den sich verschlechternden Abgaswerten der Anlage. Das ist weder gut für die Anlage noch energieeffizient. Hier kann ich nur immer wieder sagen, dass die jährliche Anlagenwartung ganz erheblich zum sicheren und natürlich auch zum energiesparenden Heizungsbetrieb beiträgt. Außerdem lohnt es sich für die Kunden, selbst ab und zu bestimmte Einstellungen der eigenen Heizungsanlage vorzunehmen, zum Beispiel die Zeitschaltuhr zur Heizungssteuerung zu kontrollieren. Die Heizung soll ja in der Regel nicht ständig auf vollen Touren laufen, sondern nur zu bestimmten Tageszeiten und bei bestimmten Außentemperaturen. Auch das Aktivieren der Nachtabsenkung kann sinnvoll sein.
Griese: Hr. Stelter, Sie als Bezirksschornsteinfeger bilden in Ihrem Betrieb angehende Schornsteinfegerinnen und Schornsteinfeger aus. Welche Voraussetzungen sollten zukünftige Gesellinnen und Gesellen denn für diesen Beruf mitbringen? Und wie hoch ist eigentlich der Frauenanteil in Ihrem Beruf?
Stelter: Im Bezirk Gräfrath-Zentrum hat gerade eine neue Bezirksschornsteinfegerin ihre Tätigkeit aufgenommen und meine vorletzte Auszubildende war eine junge Frau. Ich würde sagen, etwa zehn Prozent der Schornsteinfeger in Deutschland sind weiblich, Tendenz steigend. Und wer in diesem schönen Beruf Fuß fassen möchten – egal welchen Geschlechts – der sollte die Fachoberschulreife haben, denn man hat u. a. viel mit Gesetzestexten zu tun. Auch ein gutes mathematisches Verständnis wäre wichtig, handwerkliches Verständnis und Geschick sehr wünschenswert und natürlich Schwindelfreiheit!
Autor: Kerstin Griese
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