Wir testen den Streetscooter
Als letzte Woche der Streetscooter zum Testen kam, waren wir alle ganz neugierig und haben gleich Fotos und Videos gedreht. Außerdem konnte ich einen Kollegen bei der allerersten Fahrt über unser Freilager begleiten. Mehr dazu in folgendem Video „Streetscooter erste Testfahrt“:
Jetzt ist die Testwoche um, und wir ziehen ein Resümee.
Anfang der 2010er Jahre suchte die Deutsche Post einen elektronischen Ersatz für ihre Lieferfahrzeuge und fand kein entsprechendes Modell. Sie kaufte daher im Dezember 2014 die StreetScooter GmbH, ein Spinoff der RWTH Aachen. Seitdem werden dort u. a. Elektro-Lieferwagen produziert. Einen solchen Streetscooter, Modell Work, hatten wir in der letzten Woche zum Testen bei den Stadtwerken.
Das frontangetriebene Fahrzeug verfügt über eine Servolenkung. Die Ladefläche wurde angehoben, um ausreichend Bodenfreiheit zu erreichen. Die höhere Ladefläche ermöglicht es, dass die Radkästen nicht in die Ladefläche ragen. Der Transportkasten ist auf beiden Seiten und von hinten zugänglich.
Ich konnte selbst einen kleinen Parcours absolvieren (s. folgendes Video „Streetscooter zweite Testfahrt“). Meine Meinung: Tolles Teil, Daumen hoch.
Außerdem habe ich mit den Kollegen gesprochen, die den Wagen für ihren Job auf Herz und Nieren geprüft haben. Die sind durchaus kritischer:
- Michael Fruth, Netze Solingen, Elektro- und Kommunikationstechnik: „Der Streetscooter erzeugt von der Verarbeitung her ein leichtes Trabi-Gefühl. Kein Wunder, es ist halt keine Großserie. Das Fahrgefühl ist aber homogen und den Weyersberg rauf hat er spielend geschafft. Wichtig wäre für mich, dass die Akkus auch dann noch genug Saft haben, wenn der nötige Innenausbau und die Zuladung verstaut sind. Nicht so toll ist der fehlende Beifahrer-Airbag. Grundsätzlich bin ich als Familienvater aber für Elektromobilität.“
- Dirk Benstein, Netze Solingen, Zählertechnik und -montage im Bereich Strom: „Der Wagen ist sehr leise und hat ein starkes Drehmoment. Leider macht der Wagen einen leisen aber hörbaren Pfeifton beim Gas geben. Für unsere Bedürfnisse in der Montage ist die Ladekante zu hoch und der Laderaum zu klein. An den Schiebetüren des Laderaums habe ich mir den Finger geklemmt.“
„Ziel ist es, möglichst viele Erdgas- und Dieselfahrzeuge nach und nach durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen“, erklärt Frederik Budschun, der das Projekt bei uns betreut. Sein Fazit lautet: „Der erste Eindruck der Testpersonen des StreetScooters war meist positiv und beim Durchtreten des Gaspedals war auf fast jedem Gesicht ein Lächeln zu sehen. Die Beschleunigung, die Fahrdynamik, der Laderaum, der kleine Wendekreis und weitere Eigenschaften sind bei verschiedenen Mitarbeitern gut angekommen. Jedoch sind auch Mankos wie die Sitze, die Verarbeitung, die Reichweite, die Ladezeit oder die zu hohe Ladekante Kriterien, die den Einsatz des Fahrzeugs für gewisse Aufgabenbereiche ausschließen.“
Letztendlich kann ich es so zusammenfassen: E-Mobilität sollte nicht auf Biegen und Brechen eingeführt werden, aber es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung. Wir werden weiter nach praktikablen Lösungen suchen.