Augen auf beim Leuchtenkauf: Austausch-LEDs schonen Umwelt und Geldbeutel
Immer mehr Leuchten enthalten fest verbaute, nicht austauschbare LEDs. Die Folge: Sind einzelne LEDs defekt, landen ganze Leuchten im Müll. Doch der Gesetzgeber tut wenig, um diese negative Entwicklung zu stoppen.
Fest verbaut oder austauschbar – das ist hier die Frage
In der dunklen Jahreszeit wird das eigene Zuhause mit stimmungsvoller Beleuchtung wieder zum gemütlichen Rückzugsort. Vorausgesetzt, die Lampen und Leuchten funktionieren so wie sie sollten. Leider war das bei mir nicht der Fall: Als ich vor einiger Zeit meine Deckenleuchte anschaltete, hörte ich erst ein lautes Knacken und stellte dann fest, dass nur noch zwei der insgesamt vier LED-Lampen brannten. Darüber habe ich mich ziemlich geärgert, denn die Leuchte war erst drei Jahre alt und sollte – zumindest nach ihrem Anschaffungspreis zu urteilen – eigentlich ein Qualitätsprodukt sein. Natürlich war die Garantiezeit schon abgelaufen. „Macht nichts“, dachte ich, nachdem ich mich beruhigt hatte. „Dann tausche ich die LED-Lampen eben aus.“ Leichter gesagt als getan, denn bei näherem Hinsehen fiel mir auf, dass die Lampen in meiner Deckenleuchte fest verbaut sind. Der Austausch einzelner Lampen war also gar nicht möglich. Meine Laune wurde noch schlechter, als meine Frau mich daran erinnerte, dass wir in unserem Haus gleich mehrere Deckenleuchten des gleichen Modells angebracht hatten. Logisch, schließlich sollte ja auch optisch alles zusammenpassen. Wenige Wochen später gaben dann die nächsten beiden fest eingebauten LED-Lampen in einer der anderen Deckenleuchte ihren Geist auf. Als ich die beiden defekten Leuchten schließlich zähneknirschend zur Elektroschrott-Sammelstelle ins Entsorgungszentrum Bärenloch brachte, nahm ich mir vor, dieser Sache genauer auf den Grund zu gehen.
Wertschätzen statt wegwerfen: Fehlanzeige
„Abhängig von den Halbleitermaterialien und Betriebsbedingungen hält eine LED in der Regel zwischen 15.000 und 50.000 Stunden. Dies entspricht bei einem Betrieb von 3 Stunden täglich einer Lebensdauer von 14 bis 45 Jahren“, so werden die lichtemittierenden Dioden, kurz: LEDs, zum Beispiel auf der Website des Elektronikhändlers Conrad beschrieben. Tja, wie mein Beispiel gezeigt hat, kann die Praxis auch anders aussehen. Denn schließlich hingen meine Leuchten an der Zimmerdecke, die integrierten LEDs waren also weder zu viel Wärme ausgesetzt (eine zu hohe Umgebungstemperatur lässt sie schneller altern [für die Leistung der LED-Lampe ist diese, von ihren Bauteilen her dimensioniert]) noch waren die Lampen an einen Bewegungsmelder gekoppelt, so dass sie extrem vielen, für LEDs ebenfalls schädlichen Schaltzyklen (damit ist das Ein- und Ausschalten der Beleuchtung gemeint) ausgesetzt waren.
Als ich mein Problem im Baumarkt meines Vertrauens erzählte, erhielt ich den Rat, beim Kauf von Austausch-LEDs auf deren Verpackung zu schauen: Neben dem Energieeffizienzlabel für Lampen und Leuchtmittel und weiteren Angaben enthalten zumindest die Verpackungen bekannter Hersteller Hinweise auf die Schaltfestigkeit der jeweiligen Austausch-LED. Sie besagt, wie oft ihr das Licht ein- und ausschalten könnt, bevor die Lampe endgültig ausfällt. Doch wie verlässlich sind solche Angaben? Und viel schlimmer: Da meine LEDs ja fest verbaut waren, hätten mir Austausch-LEDs – die ich ja gerne gekauft hätte – leider keinen Nutzen gebracht. Online-Quellen zufolge haben zwischen 60 und 80 (!) Prozent – eindeutig von amtlicher Seite bestätigte Zahlen gibt es dazu leider nicht – aller im Handel befindlichen Leuchten inzwischen fest verbaute Lampen, die sich vom Verbraucher nicht mehr wechseln lassen. Gehen diese nach Ablauf von zwei Jahren mit dem Erlöschen der gesetzlichen Garantie kaputt – so wie bei mir – können Kundinnen und Kunden auch nicht mehr reklamieren. Praktischer geht es doch eigentlich gar nicht – zumindest aus der Sicht der Hersteller, dachte ich. Erst recht, wenn manche LEDs gar nicht über die versprochene lange Lebensdauer verfügen.
Wenig Erhellendes von amtlicher Seite
Spätestens jetzt war es für mich an der Zeit, einige Experten zu befragen. Denn die offenbar immer weiter abnehmende Austauschbarkeit von LEDs schadet ja nicht nur eurem und meinem Geldbeutel, sondern auch der Umwelt: So entsteht einerseits durch Leuchten, in denen kaputte, aber fest verbaute LEDs integriert sind, eine Menge Müll. Andererseits werden viele Ressourcen und Rohstoffe unnötig verbraucht, da für Leuchten, die aufgrund defekter Lampen in Gänze entsorgt werden müssen, entsprechend mehr neue Leuchten nachgekauft werden (die wieder nur über fest verbaute LEDs verfügen). Leider kam auf meine Nachfragen weder vom Bundesamt für Materialforschung und -prüfung (BAM) noch vom Umweltbundesamt (UBA) wirklich Erhellendes: Man kenne die Schwierigkeiten rund um fest verbaute LEDs und heiße die damit verbundenen Müll- und Umweltproblematik nicht gut. Beim BAM verwies man auf die aktuell geltende EU-Ökodesignverordnung (0,7 MB, PDF). Danach müssen Hersteller sicherstellen, dass „Lichtquellen mit allgemein verfügbaren Werkzeugen (…) ausgetauscht werden können, außer wenn die technische Dokumentation eine auf der Funktionalität des umgebenden Produkts beruhende technische Begründung enthält, warum ein Austausch der Lichtquelle nicht nötig wäre.“
Es ist euch sicher aufgefallen: Der Nebensatz aus der Verordnung hat es in sich, denn die Austauschbarkeit wird damit nur für ganz bestimmte Leuchten und andere umgebende Produkte gefordert. Anders wäre die Menge der nach wie vor auf dem Markt erhältlichen Leuchten mit fest verbauten Lampen auch nicht zu erklären. Immerhin: Auf der Verpackung und der Betriebsanleitung von direkt an Endnutzer verkaufter Produkte muss – mindestens in Form eines Piktogramms – darüber informiert werden, ob die enthaltenen Lichtquellen austauschbar sind oder nicht. Beim Kauf einer neuen Leuchte solltet ihr deshalb immer darauf achten, Produkte mit austauschbaren Lampen zu kaufen.
Nur wenig Licht am Ende des Tunnels
„Etwas Druck auf die Hersteller, aber nur durch die Hintertür“ werde außerdem noch in einer weiteren EU-Verordnung zur Produktgestaltung (3,3 MB, PDF) aufgebaut, hieß es beim UBA. Diese Verordnung stelle einige Anforderungen an die Stromeffizienz elektrischer Produkte und sei wirklich nur für Eingeweihte zu verstehen (was ich bestätigen kann). Letztendlich würden durch die formulierten Vorgaben die Hersteller bestimmter Leuchten indirekt angeregt, ihre Produkte reparierbar aufzubauen. Das versicherte mir ein freundlicher Mitarbeiter des UBA, der zwar eine klare Meinung zur Problematik der zunehmend fest verbauten LEDs vertrat, mit dieser aber nicht zitiert werden wollte. Zurück bleibt bei mir das ungute Gefühl, dass die Hersteller von Leuchten und Lampen hierzulande eindeutig am längeren Hebel sitzen. Auch auf der Seite des Gesetzgebers, der Politik und der EU wird derzeit und wohl auch in absehbarer Zukunft wenig Konkretes dafür getan, im Sinne des Verbraucher- und Umweltschutzes für mehr Austauschbarkeit von LEDs und damit Reparierbarkeit von Leuchten zu sorgen. Sehr schade!
Tipps zum Kauf von Leuchten und Lampen
Worauf ihr beim Leuchten- und Lampenkauf achten solltet:
- Beim Kauf neuer Leuchten möglichst Produkte mit austauschbaren Lampen wählen (vgl. Hinweise auf der Verpackung). Lasst euch nicht von Verkäuferhinweisen wie „LEDs halten doch ewig, da ist Austauschbarkeit unwichtig“, abhalten.
- Bei den auf der Packung stehenden Angaben zur Lebensdauer von LEDs handelt es sich lediglich um einen theoretisch ermittelten Durchschnittswert.
- Bei einem Produktdefekt habt ihr als Käuferinnen und Käufer einen gesetzlichen Gewährleistungsanspruch von zwei Jahren. Achtet deshalb darauf, dass der Hausteller ausdrücklich eine freiwillige Garantie für die Leuchte gibt, die über die gesetzliche Zweijahresfrist hinausgeht. Dann habt ihr gute Chancen, eure defekte Leuchte auch dann umtauschen zu könne, wenn sie älter als zwei Jahre ist.
- Auch, wenn die Garantie schon abgelaufen ist, kann es sich lohnen, den Hersteller oder Händler zu kontaktieren. Gerade bei Markenware können die defekten LEDs von einer Fachwerkstatt ausgetauscht werden. Der Tipp stammt von Tobias Steinmann, der eine unabhängige Website zum Thema LEDs betreibt. Tobias Steinmann sieht die festverbauten LEDs übrigens nicht so kritisch wie ich.