Biene auf der Blume

Umwelt­schutz ist Bienen­schutz: So könnt ihr Bienen helfen

Unser Autor:

Bienen produ­zieren leckeren Honig, doch das ist nicht alles. Die Bedeutung der Bienen für unsere Gesell­schaft ist viel größer: Als bestäu­bende Insekten sind sie unver­zichtbar für unser Ökosystem. Mit diesen Tipps könnt auch ihr den Nützlingen helfen.

Bienen ernähren die Welt

Bei diesem Geräusch geht mir immer das Herz auf: Unermüdlich summen in diesen warmen Sommer­tagen die Stadt­werke-Honig­bienen durch die Blüten rund um den Teich auf unserem Stadt­werke-Betriebs­ge­lände an der Beetho­ven­straße. Sie saugen Nektar, sammeln gleich­zeitig Pollen und bestäuben die Pflanzen. Damit verrichten sie eine unschätzbar wertvolle Arbeit, schließlich sind Honig­bienen in Deutschland das dritt­wich­tigste Nutztier nach Rind und Schwein. Und zwar nicht wegen ihres Honigs, denn er ist nur ein sehr willkom­menes Nebenprodukt. 

Die wichtigste Leistung der Bienen besteht in der Bestäubung vieler Pflanzen und Sträucher. Das ist nicht nur für die Landwirt­schaft enorm wichtig, sondern auch für die Wildpflanzen und damit für den Erhalt unseres gesamten Ökosystems. Natürlich gibt es neben den Honig- und Wildbienen noch einige andere pflan­zen­be­stäu­bende Insekten, zum Beispiel Hummeln, Wespen, Käfer und manchmal sogar Vögel und Fleder­mäuse. In den meisten Regionen der Erde ist die Biene aller­dings bei der Bestäubung am wichtigsten. Deshalb hätte der Rückgang der Insekten- und insbe­sondere der Bienen­po­pu­lation für unsere Ernährung, aber auch für die ganze Natur fatale Folgen.

So funktio­niert die Bienenbestäubung

Apropos Bestäubung: Die funktio­niert bei unseren Stadt­werke-Bienen natürlich genauso wie allen anderen Bienen. Die Arbeits­bienen unserer beiden Honig­bienen-Völker, um die ich mich als Imker und geprüfter Bienen­sach­ver­stän­diger neben meiner eigent­lichen Tätigkeit im Opera­tiven Asset Management der Netze Solingen kümmere, werden durch die Farbe und den Duft von Blüten angelockt. Da die Bienen­stöcke unserer fliegenden Nützlinge in der Nähe des Stadt­werke-Teiches stehen, sind die Bienen besonders an den dort vorhan­denen Blüten der Pflanzen und Sträucher zu Gast. Im Blüten­in­neren befinden sich Pollen und Nektar, die als Nahrung für die Bienen dienen. Beim Sammeln von Beidem bleiben Pollen am Haarkleid der Bienen hängen, die an der nächsten Blüte automa­tisch auf deren sog. Narbe übertragen werden. Damit ist die Bienen­be­stäubung, d. h. das Übertragen männlicher Blüten­pollen auf die weibliche Blüten­narbe, vollzogen. So ist die Voraus­setzung für eine Befruchtung der jewei­ligen Pflanze gegeben. Aus den Blüten können jetzt Samen oder Früchte reifen.

Wild- oder Honigbiene?

Immer wieder werde ich gefragt, worin der Unter­schied zwischen Honig- und Wildbienen besteht. Während die Honig­biene ein Nutztier ist und von einer Imkerin oder einem Imker wie mir betreut wird, ist bei der Wildbiene ihr Name Programm. Sie benötigt keine Menschen, die sich intensiv um sie kümmern, denn sie ist ein Wildtier. Wir alle stehen als mensch­liche Gemein­schaft in der Verant­wortung, den Lebensraum der ca. 500 in Deutschland lebenden Wildbie­nen­arten zu erhalten. 

Übrigens bilden Wildbienen – im Gegensatz zu Honig­bienen, die in großen Völkern leben – keine Staaten, sondern bleiben allein. Deshalb werden sie auch als Solitär­bienen bezeichnet. Wild- oder Solitär­bienen häufen keine Honig­vorräte an, sondern verbrauchen den von ihnen gesam­melten Nektar direkt selbst. Dagegen erzeugt ein Honig­bienen-Volk in Deutschland statis­tisch gesehen durch­schnittlich rund 34,3 Kilogramm Honig pro Volk und Jahr. Trotzdem leisten auch die Wildbienen einen mindestens ebenso großen Beitrag an der für uns alle so wichtigen Pflan­zen­be­stäubung wie die Honig­bienen, aber eben einzeln und unauf­fäl­liger. Mehr Details, über die unter strengem Natur­schutz lebenden Solitär­bienen könnt ihr in diesem Beitrag von mir nachlesen.

Für Insekten lebens­wichtig: Pflan­zen­vielfalt statt Monokulturen

Damit Honig- und Wildbienen, Hummeln und andere blüten­be­stäu­bende Insekten für Arten­reichtum in der Pflan­zenwelt, höhere Ernte­er­träge für die Landwirte und damit für abwechs­lungs­reich gefüllte Teller auf unseren Tischen sorgen können, benötigen sie Futter­pflanzen. Aus unserer mensch­lichen Sicht wünschen wir uns natürlich, dass vor allem die Lebens­mittel produ­zie­renden, auf Bestäubung angewie­senen Bäume, Gewächse, Stauden und Sträucher häufig von Bienen angeflogen werden. Denn von diesen gewinnen wir schließlich Äpfel, Birnen, Pflaumen, Erd- oder Stachel­beeren und vieles mehr. 

Doch Wildbienen und auch manche anderen Insek­ten­arten sind jeweils auf ganz bestimmte Pflanzen und Pollen­spender spezia­li­siert, bei denen sie ihre Nahrung suchen. Es kann also passieren, dass an manchen Orten trotz dort vorhan­dener blühender Pflanzen oder Bäume bestimmte Wildbie­nen­arten oder andere Insekten die von ihnen indivi­duell benötigten Futter­pflanzen (sog. Tracht­pflanzen) nicht finden, weil sie nicht (mehr) vorhanden sind. Umso wichtiger ist für die lebens­wich­tigen Nützlinge, dass wir Menschen sie unter­stützen und für eine ausrei­chend große Vielfalt von Pflanzen sorgen.

Pflanzen für jede Saison: So könnt ihr Bienen helfen

In der Vergan­genheit wurde die Pflan­zen­vielfalt durch immer mehr Beton­flächen, Schot­ter­gärten, Umwelt­gifte, durch Auswir­kungen des Klima­wandels und aufgrund vermehrter Anpflan­zungen von für Bienen ungeeig­neter Stauden weltweit stark reduziert. Das hat für ein massives, globales Insek­ten­sterben gesorgt, das seit Anfang des 20. Jahrhun­derts von Fachleuten mit großer Sorge beobachtet wird. Und wenn Bienen und andere Insekten verschwinden, hat das nicht nur Auswir­kungen auf uns Menschen, sondern auch auf andere Arten. So geht z. B. die Nahrungs­grundlage für Vögel und kleinere Säuge­tiere verloren. Zum Glück gibt es Hoffnung, denn jeder Einzelne von uns kann etwas gegen das Insek­ten­sterben und für mehr Arten­vielfalt tun:

Bienen­freund­liche Pflanzen säen

Zu den Futter­pflanzen für Bienen und andere Insekten zählen sehr viele Sträucher und Pflanzen, die uns selbst kaum auffallen. Sie tragen oft keine sicht­baren Früchte, sind aber trotzdem für unser Ökosystem sehr wichtig. Zu ihnen gehören alle einhei­mi­schen Gewächse, Stauden, Sträucher und Pflanzen, die auch für kleinere Gärten und Balkone geeignet sind. Sogar Kräuter wie Minze, Thymian und Oregano sind bei Wildbienen sehr beliebt und eignen sich als Bienen­weide. Ihr habt in eurem Garten, der Terrasse oder in euren Balkon-Blumen­kästen noch etwas Platz? Dann eröffnet ein „Bienen- und Insek­ten­re­staurant“ – am besten mit einem Mix aus möglichst vielen, unter­schied­lichen früh-, mittel- und spätblü­henden Pflanzen. So haben die Bienen vom Frühjahr bis zum Herbst vielfältige Futter­mög­lich­keiten. Auf der Homepage des Bundes­mi­nis­te­riums für Ernährung und Landwirt­schaft findet ihr z. B. ein Online-Lexikon mit bienen­freund­lichen Pflanzen, die ihr aussäen oder anpflanzen könnt. Straßen­ränder, Vorgärten, öffent­liche Grünflächen und Parks in Städten oder Gemeinden, Schul- und Firmen­ge­lände (so wie unseres an der Beetho­ven­straße) lassen sich ebenfalls bienen­freundlich gestalten.

Nisthilfen bieten

In sehr ordent­lichen Gärten finden Insekten kaum noch Möglich­keiten zum Unter­schlupf und Nisten. Mit einem Insekten- und/oder Bienen­hotel könnt ihr Wildbienen und Insekten bei der Fortpflanzung unter­stützen. Ihr bekommt sie für wenige Euro im Baumarkt oder Garten­fach­handel. Alter­nativ lassen sich Insek­ten­hotels mit wenig Aufwand selbst bauen. Wichtig: Das Schilf oder die Bambus­röhren oder die Bohrlöcher im Holz dürfen keinen Grat haben, an denen die Wildbienen sich ihre Flügel verletzen können. Evtl. könnt ihr mit einem zusam­men­ge­rollten, feinen Schmir­gel­papier etwas nachar­beiten. Außerdem sollte vor eurem Insek­ten­hotel unbedingt ein Maschen­draht angebracht sein, damit Vögel nicht die verde­ckelten Brutröhren aufpicken und den Nachwuchs auffressen können. Achtet außerdem auf den Standort eures Hotels – am besten nicht in der prallen Sonne und von der Schlecht­wet­ter­seite abgewandt.

Auf Pestizide verzichten

Auf eurem Balkon oder im Garten solltet ihr auf keinen Fall bienen­schäd­liche Pflan­zen­schutz-, Unkraut- und Schäd­lings­be­kämp­fungs­mittel verwenden. Besonders Cocktails aus mehreren dieser Gifte können für Insekten tödlich sein. Bei Schäd­lings­befall oder Unkraut erkundigt euch lieber bei Biogärtnern in eurer Nähe nach bienen­freund­lichen Beseitigungs-Alternativen.

Bienen­freund­liche Lebens­mittel bevorzugen

Wenn möglich, solltet ihr beim Einkaufen saisonale Lebens­mittel aus regio­naler, ökolo­gi­scher Landwirt­schaft bevor­zugen. Sie sind meistens besser, da die Erzeuger häufig auf bienen­schäd­liche Pestizide verzichten.

Honig aus eurer Region kaufen

Wusstet ihr, dass fast 80 % unseres Honig­konsums aus Importen stammt? Honige aus dem Super­markt sind meist Mischungen aus Honigen aus Nicht-EU-Ländern. Wenn ihr dagegen auf Honige aus eurer Region setzt, vermeidet ihr lange Trans­portwege und schont damit das Klima. Außerdem unter­stützt ihr damit die natür­liche Bestäubung heimi­scher Blüten. Am aller­besten kauft ihr regio­nalen Bio-Honig: Seit dem Jahr 2000 sind die Richt­linien für ökolo­gische Bienen­haltung durch die EU-Bio-Verordnung festgelegt und der Begriff Bio-Honig ist geschützt. Durch pflicht­mäßige Quali­täts­kon­trollen wird die Bio-Qualität sicher­ge­stellt. Der Bienen und der Umwelt zuliebe.

Mit imker­lichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich

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