Wespen: Die Wespenfamilie
Es gibt bei uns neun verschiedene Wespenarten. Die größte davon ist die Hornisse. Die Wespen sind im Gegensatz zu den Honigbienen keine Sammler, sondern Jäger. Das merken wir dann, wenn wir unseren Kuchen gegen sie verteidigen müssen.
Proteine für die Larven – Süßes für die Wespen
Wespen sind sehr schnell, furchtlos, wehrhaft und beharrlich. Dies sind alles Eigenschaften, die einen sehr guten Jäger ausmachen. Die Wespen sind auch keine Schädlinge, sondern Nützlinge und stehen deshalb unter Naturschutz. Die Wespen machen Jagd auf andere Insekten wie hauptsächlich auf Fliegen, Mücken und auch schon mal auf eine Biene. Sie erlegen die Beute aber nicht für sich selbst: Diese proteinreiche Fleischkost wird ausschließlich an die Wespenlarven verfüttert. Die erwachsenen Wespen ernähren sich selber von Nektar, den süßen Ausscheidungen von Blattläusen – dem sogenannten Honigtau – oder von anderen süßen Sachen als Energiespender.
Start der neuen Kolonie durch die Königin
Die Wespen sind einjährig. Das bedeutet, dass die Kolonien im Frühjahr starten und sich spätestens bis zum Herbst wieder auflösen. Wenn sie uns auffallen, haben sie meist den Hochpunkt ihres Daseins schon erreicht oder sogar überschritten. Ihr Dasein beginnt im Frühjahr damit, dass eine Wespenkönigin ein geeignetes Quartier sucht, um eine Kolonie zu gründen. Sie ist im Sommer des vorherigen Jahres geschlüpft und auch im alten Jahr schon von mehreren Drohnen begattet worden. Die Wespenköniginnen verbringen, jede für sich alleine, den Winter in einer Art Kältestarre an einem geschützten Ort, wie zum Beispiel in einem Holzstapel oder ähnlichem was ihnen Schutz bietet. Wenn es im Frühjahr dann wieder wärmer wird, erwacht die junge Königin und beginnt damit, ein entsprechendes Quartier zu suchen, um ein Nest zu bauen und für Nachwuchs zu sorgen.
Wespennester
Die Nester können je nach Wespenart, draußen in Bäumen und Sträuchern, in oder an Gebäuden und sogar im Boden sein, wie zum Beispiel in Erdlöchern. Sobald die Königin einen entsprechenden Unterschlupf gefunden hat, fängt sie an, ein ganz winziges Nest zu bauen. Bei den freihängenden Nestern wird von oben nach unten gebaut. Es beginnt mit einem fest verankerten kleinen Stil, an dem in waagerechter Position die ersten Wabenzellen angebaut werden. Als Baumaterial verwendet die Wespenkönigin je nach Wespenart altes verwittertes graues oder auch morsches bräunliches Holz, das sie zerkaut und mit ihrem Speichel vermischt. In die so entstandenen ersten Wabenzellen legt die Königin mehrere Eier, um die sie sich dann auch intensiv kümmert.
Brutpflege
Bis zum Schlupf der ersten fertigen Nachkommen dauert es ungefähr drei Wochen. In dieser Zeit hat die Königin sehr viel zu tun. Bei Hitze wird gekühlt, indem die Königin Wasser sammelt und ins Nest bringt, um durch die Verdunstungskälte die Temperatur zu regulieren. Bei Kälte wird gewärmt, indem sie sich um oder auf die Brut legt und durch Auskoppeln Ihrer Flügel mit der Flugmuskulatur Wärme erzeugt. Die nach dem Schlupf aus dem Ei sehr hungrigen Maden müssen gefüttert werden und das nicht zu knapp. Die Larven werden ausschließlich mit Fleisch gefüttert. Hierfür erbeutet die Königin und später nur noch die Arbeiterinnen täglich eine unglaubliche Menge an Fliegen, Mücken und andere Insekten, die von einem starken Volk im Sekundentakt ins Nest eingetragen und verfüttert werden.
Tod der Königin im Sommer
Nachdem nach drei Wochen Brutpflege die ersten fertigen Arbeiterinnen geschlüpft sind, hat die Königin Unterstützung bei ihren Aufgaben. Sie bleibt dann ausschließlich im Nest und legt Eier für weitere Nachkommen. Die Versorgung der Brut und die Erweiterung des Nestes wird von ihren Töchtern übernommen. Bis dahin hat die Königin Schwerstarbeit geleistet. Nach ein paar weiteren Wochen, im Sommer oder Spätsommer, stirbt die Königin. Danach werden im laufenden Jahr keine neuen Arbeiterinnen mehr erbrütet. Vor dem Tod der Königin aber werden noch die sogenannten Geschlechtstiere ausgebrütet. Das sind die neuen Königinnen für das nächste Jahr und die Drohnen, die für die Begattung der neuen Königinnen im alten Jahr zuständig sind und danach auch sterben.
Arbeitslose Wespen auf der Suche nach Nahrung
Die Kolonien können je nach Wespenart, wenige hundert Tiere, oder sogar mehrere tausend Tiere groß werden. Es gibt nur ganz wenige Wespenarten, die uns überhaupt nahe kommen und dann auch nur für eine relativ kurze Zeit im Sommer oder Spätsommer. In der Regel sind es die großen Kolonien, die nach dem Tod der Königin nur noch wenig oder gar keine Brut mehr versorgen müssen, quasi arbeitslos sind und auf der Suche nach Nahrung für sich selbst sind. So landen sie zum Beispiel auch in den Bäckereien, da sie Hunger haben und in der Natur um diese Zeit kein ausreichendes Futterangebot mehr vorhanden ist. Das geht solange, bis es im Herbst kalt wird und die Wespen bis auf die neuen Königinnen sterben. Die Nester sind jetzt leer und bleiben es auch. In der Regel wird kein Nest zweimal benutzt. Aber vielleicht wird im nächsten Jahr eine junge Königin ganz in der Nähe ein neues Nest bauen.
Und hier sind noch Tipps für alle, die wissen wollen, wie man am besten mit Wespen umgeht.
Mit imkerlichen Grüßen
Euer Martin Kemmerich