Wasser­gewinnung

Wassergewinnung für Solingen

Die Wassergewinnung für Solingen erfolgt durch zwei Talsperren (Sengbachtalsperre und Große Dhünn-Talsperre) sowie zwei Brunnenanlagen. Die beiden Talsperren sammeln das Wasser der zufließenden Bäche, dessen Aufbereitung erfolgt in den Wasserwerken Glüder sowie Dabringhausen Bremen und Schürholz. Die Brunnenanlagen gewinnen Wasser für das Wasserwerk Baumberg.

Dem Rohwasser aus den Talsperren wird, im Rahmen der Wasseraufbereitung, ein sogenanntes Flockungsmittel vor der Filtration beigegebe. Zudem erfolgt eine Schutzchlorung. Bei der Wassergewinnung aus Brunnenanlagen sind diese beiden Maßnahmen hingegen nicht erforderlich.

Sengbachtalsperre

Wassergewinnung aus der Sengbach­talsperre

Ein Teil des Solinger Trinkwassers wird aus der Sengbachtalsperre gewonnen. Es handelt sich bei dem Wasser der Sengbachtalsperre um besonders weiches Oberflächenwasser. Das gewonnene Wasser wird über eine Leitung mit 90 cm Durchmesser von der Sengbachtalsperre in das naheliegende Wasserwerk Glüder transportiert. Dort wird es, gemäß der Trinkwasserverordnung, mittels Filtern und moderner Prozesstechnik in mehreren Stufen zu Trinkwasser aufbereitet und den Solinger Haushalten in bester Qualität zur Verfügung gestellt. Sollte der Wasserstand in der Sengbachtalsperre einmal zu niedrig sein (z. B. wegen einer anhaltenden Hitzeperiode), kann ihr aus der Großen Dhünn-Talsperre zusätzliches Wasser zugeleitet werden.

Die Sengbachtalsperre zählt zu den ältesten deutschen Trinkwasserstauseen und wurde von dem Aachener Pionier des deutschen Talsperrenbaus Prof. Dr. Otto Intze konzipiert und gebaut. Die Talsperrenmauer wurde nach dem Intze-Prinzip angelegt und von 1900 bis 1903 von rund 900 Personen gebaut.

Daten und Fakten zur Sengbachtalsperre

  • Die Talsperre besteht aus einem Haupt- und einem Vorbecken
  • Die Sperrmauer ist aus Bruchstein 
  • Fläche der Staumauer an der Luftseite: 4.000 m² 
  • Mauerhöhe: 43 m
  • Sohlenbreite: 36,5 m
  • Länge der Mauerkrone: 178 m
  • Breite der Mauerkrone: 5 m
  • Fassungsvermögen bei Vollstau: 2,8 Mio. m³ 
  • Wassertiefe bei Vollstau: 36 m 
  • Wasserfläche bei Vollstau: rund 200.000 m²
  • Länge des Talsperrenrundwegs: 12 km

Die Lage

Beliebtes Ausflugsziel

Auch als Erholungsgebiet ist die Sengbachtalsperre ein beliebtes Ausflugsziel. Rund 12 km² umfasst die "grüne Lunge" im waldreichen Dreieck zwischen Solingen, Witzhelden und Wermelskirchen.

Umsichtige Pflege und Aufforstung des Einzugsgebietes, haben ein attraktives Wandergebiet entstehen lassen, das täglich von vielen Spaziergängern genutzt wird. Doch gerade weil immer mehr Bürger das Gebiet zum spazieren besuchen, ist ein ungehindertes Durchstreifen der Natur nicht mehr möglich, wenn sowohl der Lebensraum der vielfältigen Pflanzen- und Tierwelt als auch die Wassergüte weiterhin gesichert bleiben sollen.

Aufforstung durch die Stadtwerke Solingen

Das Waldgebiet um die Talsperre wird von den Stadtwerken Solingen kontinuierlich aufgekauft, um es sauber zu halten und zu beforsten. In den letzten 30 Jahren wurden rund 400.000 Bäume angepflanzt, sodass der Waldanteil im Einzugsgebiet mittlerweile auf ca. 44 % angewachsen ist. Durch die vergangenen Dürrejahre sind viele Bäume, insbesondere Fichten, stark geschädigt. Die Stadtwerke Solingen starten daher im Frühjahr 2021 eine intensive Aufforstung.

Besonders wichtig für einen effizienten und nachhaltigen Gewässerschutz ist die Kooperation Landwirtschaft und Wasserwirtschaft mit den im Wasserschutzgebiet der Sengbachtalsperre wirtschaftenden Landwirten und Gartenbauern.

Ziele der Kooperation

  • Gewässerschonende Bewirtschaftung ohne finanzielle Nachteile für die Landwirtschaft
  • Landwirtschaftliche Fachberatung unter besonderer Berücksichtigung des vorsorgenden Gewässerschutzes
  • Kooperation statt Konfrontation: Vertragliche Zusammenarbeit auf freiwilliger Basis

Aufgaben

  • Verringerung des Nährstoffeintrages in Gewässer
  • Verbesserung der Hygiene der Gewässer
  • Vermeidung des Eintrages von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer
  • Verringerung von Bodenerosion in Gewässer

Von dieser Kooperation profitieren grundsätzlich beide Parteien. Sie beinhaltet u. a. Zuschüsse der Wasserversorger in Gewässerschützenden Maßnahmen und Geräte die zur Verringerung des Einsatzes von Nährstoffträgern sowie Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmitteln  (PBSM) führen wie auch Gewässerrandstreifenprogramme. Hierbei werden die Gewässer beidseitig mit Weideschutzzäunen versehen und  Weidetränken installiert um das Vieh daran zu hindern die Gewässer zu betreten. Somit gelangen weniger Schadstoffe in die Zuflüsse der Sengbachtalsperre.

Beispielhaft zu erwähnen wäre auch die Einsaat von sogenannte Untersaaten und/oder Zwischenfrüchte auf den Wirtschaftsflächen. Ziel hierbei ist die Zurückhaltung und Bindung von Nährstoffen in der belebten Bodenzone um eine Auswaschung in das Grundwasser sowie eine Abschwemmung durch Erosion zu verhindern.

Große Dhünn-Talsperre

Die Große Dhünn-Talsperre ist die zweitgrößte Trinkwassertalsperre Deutschlands. Sie wurde zwischen 1975 und 1985 erbaut und hat eine Dammhöhe von 63 m. Aus ihr wird Rohwasser für die Wasserwerke Dabringhausen Bremen und Schürholz gewonnen. Zusätzlich kann von ihr aus Rohwasser in die Sengbachtalsperre überführt werden, wenn dort der Wasserstand zu niedrig ist. Bei dem Wasser aus der Großen Dhünn-Talsperre handelt es sich um weiches Oberflächenwasser. Die Inbetriebnahme der Fernwasserversorgung für Solingen aus der Großen Dhünn-Talsperre erfolgte 1988.

Die Große Dhünn-Talsperre wird durch den Wupperverband betrieben. Das Wasserwerk in Dabringhausen Bremen betreibt die Bergische Trinkwasser Verbund GmbH (BTV), an der die Stadtwerke Solingen mit 19,8 % beteiligt sind. Von der BTV bezieht die Stadtwerke Solingen GmbH ca. 6 Millionnen m³ Trinkwasser pro Jahr.

Brunnenanlagen

Neben der Sengbachtalsperre und der Großen Dhünn-Talsperre wird ein Teil des Wassers in Brunnenanlagen gewonnen. Je eine Brunnenanlage befindet sich in Hilden-Karnap, beim Sitz des Wasserwerks, und in Monheim-Baumberg, direkt am Rhein. Beide gewinnen Wasser für das Wasserwerk Baumberg, ca. 30 % des Wassers wird in Monheim-Baumberg gewonnen und ca. 70 % in Hilden-Karnap.

Das Rohwasser aus den Brunnenanlagen in Hilden-Karnap ist sogenanntes Grundwasser, das Wasser in Monheim-Baumberg überwiegend sogenanntes Uferfiltrat. Das Grundwasser fließt durch meterdicke Gesteinsschichten und nimmt dabei Kalk auf. Aufgrund dieser Zusammensetzung muss dem Rohwasser, im Gegensatz zu Oberflächenwasser aus den Talsperren, kein sogenanntes Flockungsmittel vor der Filtration im Wasserwerk Baumberg zudosiert werden. Außerdem ist auch keine Schutzchlorung erforderlich. Das in den Brunnenanlagen gewonnene Rohwasser wird im Wasserwerk Baumberg aufbereitet. Das gewonnene Trinkwasser hat eine mittlere Härte von 11 dH und ist damit härter als das Oberflächenwasser der Talsperren.